Wickelmaschinen und Wombat-Kacke: Ig-Nobelpreise verliehen Von Christina Horsten, dpa

Klamauk, Papierflieger und echte Nobelpreisträger: Die schrillen
Ig-Nobelpreise sind schon lange Kult. Zum 29. Mal wurde jetzt an der
Elite-Uni Harvard kuriose Forschung mit den Spaßpreisen geehrt - von
Bakterien an Geldscheinen bis zu Pizza gegen Krankheiten.

Boston (dpa) - Kinderspucke, Wickelmaschinen, magnetisierte
Kakerlaken und würfelförmige Wombat-Kacke: Zehn wissenschaftliche
Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», sind an
der US-Eliteuniversität Harvard mit den «Ig-Nobelpreisen»
ausgezeichnet worden (gesprochen «ignoble», was übersetzt etwa
unwürdig heißt). Die traditionell klamaukig-schrille Gala mit mehr
als 1000 Zuschauern fand in der Nacht zum Freitag bereits zum 29. Mal
statt. Diesmal stand sie unter dem Oberthema «Gewohnheiten».

Die undotierten Preise sollen nach Angaben der Veranstalter «das
Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren». Zwischendurch
fliegen bei der so ganz anderen anderthalbstündigen Preisverleihung
Papierflieger durch die Luft, es gibt Sketche und bizarre Kurz-Opern.
Wie jedes Jahr reisten auch diesmal wieder echte Nobelpreisträger an.

Auch ein Wissenschaftler aus Deutschland war in diesem Jahr unter den
Preisträgern: Fritz Strack von der Universität Würzburg gewann in der

Kategorie Psychologie für seine Entdeckung, dass es Menschen zum
Lächeln bringt und glücklicher macht, wenn sie einen Stift im Mund
halten - um dann zu entdecken, dass das doch nicht stimmt. Strack
bedankte sich auf der Bühne mit einem Gedicht.

Der niederländische Forscher Andreas Voss von der Radboud-Universität
Nijmegen und sein Sohn Timothy gewannen gemeinsam mit dem Kollegen
Habip Gedik die Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaft für eine
Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land am besten
gefährliche Bakterien verbreitet. «Geldscheine, die sich klebrig oder
dreckig anfühlen, müssen nicht verseucht sein», sagte Timothy Voss in

seiner Dankesrede. «Aber der rumänische Leu und der US-Dollar
gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur

einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeißt sie gleich
weg.»

In der Kategorie Medizin gewann ein Wissenschaftler aus Italien und
den Niederlanden für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen
Krankheiten und Tod schützt - wenn sie in Italien gemacht und
gegessen wird. Die italienische Ernährungsweise sei einfach sehr
gesund, erklärte Forscher Silvano Gallus auf der Bühne. «Aber lasst
die Finger weg von der Salami.» In der Kategorie Biologie gewannen
Wissenschaftler aus Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und
den USA für die Entdeckung, dass tote magnetisierte Kakerlaken sich
anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken.

Wissenschaftler aus Japan bekamen den Preis in der Kategorie Chemie
für die Schätzung des Volumens der Spucke, die ein typisches
fünfjähriges Kind pro Tag produziert. 500 Milliliter seien das,
verriet einer der Forscher - und brachte gleich seine inzwischen
erwachsenen drei Söhne mit, die vor vielen Jahren als Testobjekte
gedient hatten. Forscher aus Frankreich wurden ausgezeichnet, weil
sie Temperatur-Asymmetrien am Hodensack bei nackten und angezogenen
Postboten in Frankreich maßen. Ein Wissenschaftler aus dem Iran
erhielt den Preis in der Kategorie Technik für die Erfindung einer
Wickelmaschine für menschliche Babys.

Forscher aus Großbritannien, Saudi-Arabien, Singapur und den USA
bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für den Versuch,
den Genuss am Kratzen einer juckenden Stelle am Körper zu messen. Und
Wissenschaftler aus den USA, Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden
und Großbritannien wurden in der Kategorie Physik für Untersuchungen
ausgezeichnet, wie und warum Wombats würfelförmig kacken.

Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen
Zeitschrift zu kurioser Forschung, beendete die Gala wie immer mit
seinen traditionellen Abschlussworten: «Wenn Sie dieses Jahr keinen
Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen
gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»