EU-Gesundheitskommissar: Krebs nicht allein medizinisch zu bekämpfen

Brüssel (dpa) - Der Kampf gegen Krebs ist aus Sicht von
EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis mit medizinischen
Fortschritten allein nicht zu gewinnen. «Ohne gesellschaftliche
Instrumente haben wir keine Chance, die Zahl der Krebserkrankungen zu
senken», sagte der Litauer der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.
Die Europäische Union müsse sich noch viel mehr um Prävention
bemühen. Es gehe darum, gezielt Risiken zu vermeiden, etwa Tabak oder
falsche Ernährung, sagte Andriukaitis.

Von Donnerstag bis Samstag tagt in Brüssel der europäische
Krebsgipfel. Im Mittelpunkt steht die Vision, dass bis 2035
mindestens 70 Prozent aller Krebspatienten in Europa eine
langfristige Überlebenschance haben. Die Kongress-Organisatoren
dringen unter anderem auf die Entwicklung eines Vergleichsmaßstabs
für Krebsbehandlungen innerhalb der EU.

Krebs hat bei 35- bis 70-Jährigen einiger reicher und aufstrebender
Länder inzwischen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als
Haupttodesursache abgelöst. In Deutschland ist Krebs nach den
Herz-Kreislauf-Erkrankungen derzeit die zweithäufigste Todesursache.
Etwa 500 000 Krebsneuerkrankungen werden in Deutschland jedes Jahr
registriert, 230 000 Menschen pro Jahr sterben an der Krankheit. Das
Erkrankungsrisiko nimmt bei vielen Krebsarten mit dem Alter zu -
damit steigen in der älter werdenden Gesellschaft Deutschlands die
Fallzahlen. Experten gehen von einer Zunahme auf bis zu 600 000
Neuerkrankungen pro Jahr bis 2030 aus.