Report: Rund 1000 Erstklässler komplett ohne Impfschutz

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Hessische Kinder sind einer Studie zufolge
besser geimpft als in anderen Bundesländern - aber die Lücken sind
nach Ansicht von Kinderärzten noch immer zu groß. Das geht aus dem
Barmer Arzneimittelreport hervor, der am Donnerstag in Frankfurt
vorgestellt wurde. Die repräsentativen Daten der Barmer-Versicherten
wurden dabei auf die Bundesbevölkerung hochgerechnet.

3,1 Prozent aller 2015 in Hessen geborenen Kinder haben demnach bis
zum Alter von zwei Jahren keine einzige der 13 empfohlenen Impfungen
erhalten; das waren rund 1700 Kinder. Am niedrigsten ist diese Quote
in Brandenburg (2,2 Prozent), am höchsten in Bayern (5,3 Prozent).
Auch mit sechs Jahren waren in Hessen noch zwei Prozent der Kinder -
also rund 1000 Erstklässler - komplett ungeimpft.

Mit der Hessischen Impfstrategie gehe das Land den richtigen Weg,
sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Norbert Sudhoff, «wir unterstütz
en
das ausdrücklich, aber es fehlt ein bisschen an Dynamik». Impfen
biete die Chance, Kinder gesünder aufwachsen zu lassen. Um Eltern
davon zu überzeugen, müsse man Desinformation und Falschinformation
mit Bildung bekämpfen. «Da müssen wir viel mehr tun als bisher.»

Erklärte Impfgegner könne man vermutlich nicht mehr erreichen, sagte
Ralf Moebus, Vorsitzender des hessischen Landesverbandes der Kinder
und Jugendärzte. Entscheidend sei die größere Gruppe der
Impfkritiker, «die müssen wir überzeugen.» Eine der wichtigen
Impfungen sei die gegen Masern. «Mindestens eine von tausend
Masernerkrankungen verläuft tödlich», betonte Moebus.

Jedes sechste 2015 geborene Kind in Hessen war im Alter von zwei
Jahren nicht oder unvollständig gegen Masern geimpft, das sind rund
9000 Zweijährige. Nur die Hälfte der jugendlichen Mädchen sind gegen

Gebärmutterhalskrebs geimpft. Für die sogenannte «Herdenimmunität
»
müssten 95 Prozent aller Kinder geimpft sein. Dieser Wert wird in
Hessen bei keiner der 13 Standardimpfungen erreicht.