Studie: Viele Bluttransfusionen in Kliniken vermeidbar

Bei Operationen kann es passieren, dass Blutkonserven verwendet
werden müssen - was nicht ganz ohne Risiken ist. Eine neue Analyse
untermauert Bestrebungen, dies konsequenter unnötig zu machen.

Berlin (dpa) - Viele Bluttransfusionen in deutschen Kliniken wären
laut einer Studie der Barmer-Krankenkasse zu vermeiden. Dafür sollten
vor allem Millionen Patienten mit Blutarmut (Anämie) besser auf
planbare Operationen vorbereitet werden, sagte Kassenchef Christoph
Straub am Donnerstag in Berlin. Bisher nutzten aber nur wenige
Krankenhäuser in Deutschland ein spezielles Behandlungskonzept zur
Stärkung der körpereigenen Blutreserven, das sogenannte Patient Blood
Management (PBM). «Das sollte sich schnell ändern.»

Zum PBM-Konzept gehört zum Beispiel, Patienten vorab Eisenpräparate
zu geben und bei Operationen «blutsparende» Techniken wie
minimalinvasive Eingriffe und blutstillende Mittel anzuwenden. Damit
würden Transfusionen insgesamt deutlich unwahrscheinlicher.

In Deutschland seien bisher rund 40 Kliniken in einem PBM-Netzwerk,
erläuterte die Barmer. Dagegen sei das Konzept in den Niederlanden
deutlich weiter verbreitet. Hätte Deutschland einen
Pro-Kopf-Verbrauch wie der Nachbarstaat, ließen sich hierzulande pro
Jahr bis zu eine Million Blutkonserven vermeiden - nach Daten von
2017 waren es insgesamt rund 3,2 Millionen.

Dabei zeige sich seit 2009 in allen Bundesländern der positive Trend,
dass Bluttransfusionen zurückgehen. Es gibt der Studie zufolge aber
regionale Unterschiede. So erhielten in Bayern und Baden-Württemberg
rund sechs Prozent der Patienten bei einer Operation Transfusionen,
in Mecklenburg-Vorpommern knapp acht Prozent.

Transfusionen mit eigenem oder gespendetem Blut sind etwa nötig, wenn
es bei OPs zu großem Blutverlust kommt. Sie können aber mit Risiken
für die Patienten verbunden sein. Die größte Gefahr besteht heute
laut Bundesgesundheitsministerium darin, dass Blutkonserven aufgrund
von Verwechslungen nicht zur Blutgruppe passen.

Für 2015 wurden 58 Fehltransfusionen mit drei Todesfällen bei rund
fünf Millionen hergestellten Blutprodukten an das zuständige
Paul-Ehrlich-Institut gemeldet, antwortete das Ministerium 2018 auf
eine parlamentarische Anfrage. Blutprodukte, die nach dem Stand von
Wissenschaft und Technik hergestellt und verabreicht werden, seien
aber lebensrettende Arzneimittel.

Die Barmer verwies in der Studie darauf, dass PBM-Konzepte anfangs
Kosten verursachten. Dann resultierten daraus aber Einsparungen bei
Ausgaben für Blutkonserven und durch geringere Gesundheitsrisiken.