Prozess um Vitalia-Insolvenz: Gericht stellt Deal in Aussicht

München (dpa) - Im Prozess um Betrug bei der Insolvenz der
Reformhauskette Vitalia vor zehn Jahren kann der angeklagte frühere
Geschäftsführer auf eine milde Strafe hoffen. Das Landgericht München

II stellte dem Mann beim Prozessauftakt am Mittwoch einen Deal in
Aussicht. Die Kammer bot ihm eine Strafe von nicht mehr als einem
Jahr und zwei Monaten an. Eine Bedingung dafür: ein Geständnis.

Das legte der Angeklagte dann über seine Anwältin ab, nachdem das
Gericht zuvor unter anderem erklärt hatte, den Anklage-Vorwurf der
Insolvenzverschleppung nicht weiter zu verfolgen. «Als mein Mandant
begann, sich zu engagieren, hatte er die Vorstellung, dass das
Unternehmen fortgeführt werden kann», sagte sie zu seiner
Verteidigung. Das Urteil soll voraussichtlich an diesem Montag
verkündet werden.

Die Vitalia Reformhäuser haben inzwischen einen neuen Eigentümer und
sind heute nach Unternehmensangaben mit 86 Geschäften bundesweit am
Markt. Der Prozess wirft ein Schlaglicht auf eine Branche, in der es
vor allem die Pioniere schwer haben.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Reformhäuser in
Deutschland nach Angaben der Reformhaus-Genossenschaft mehr als
halbiert - von 2800 auf heute rund 1200 Läden. 900 davon sind reine
Reformhäuser, 300 beispielsweise Apotheken, die als Lizenznehmer
gleichzeitig Reformhäuser sind und über ein entsprechendes Sortiment
verfügen. Der Branchenumsatz liegt den Angaben zufolge bei rund 670
Millionen Euro.