Übernahme von Kosten für Homöopathie-Arzneien bleibt umstritten

In Frankreich sollen homöopathische Arzneimittel bald nicht mehr von
den Kassen bezahlt werden. Das wird nun auch in Deutschland
diskutiert. Die Erfolgsaussichten für eine solche Entscheidung
hierzulande sind aber ungewiss.

Berlin (dpa) - Bei der umstrittenen Kostenübernahme für
homöopathische Arzneien zeichnet sich im politischen Berlin noch
keine einheitliche Linie ab. Die Frage, ob den Krankenkassen die
Zuzahlung auch künftig erlaubt sein soll, ist selbst bei führenden
Gesundheitspolitikern in der Unions-Bundestagsfraktion umstritten.
Eine Sprecherin von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ließ am
Freitag offen, ob in Deutschland eine Regelung nach französischem
Vorbild denkbar wäre.

In Frankreich sollen die Kosten für homöopathische Arzneimittel ab
2021 nicht mehr von der Kasse erstattet werden. Auch der
Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Deutschland,
Andreas Gassen, wünscht sich, dass die Kassen hierzulande keine
homöopathischen Leistungen mehr finanzieren.

Der Vorsitzende des Bundestag-Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel
(CDU), kann sich ein Ende der Erstattungsfähigkeit vorstellen. «Es
ist schwer vermittelbar, dass Kosten für Homöopathie teilweise
übernommen werden, während an anderer Stelle gespart werden muss»,
sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Seine Parteikollegin Karin Maag hält die Übernahme seitens der Kassen
hingegen für «vertretbar». Die gesundheitspolitische Sprecherin der
Unionsfraktion sagte im Deutschlandfunk: «Derjenige, der für sich
Homöopathie ablehnt, der kann ohne weiteres eine Kasse finden, die
diese Medikamente nicht erstattet.» Zudem verwies Maag auf die
geringen Kosten für die Krankenkassen: «Wir reden von 0,03 Prozent
der Ausgaben.»

Nach einem Bericht des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie
(BPI) zahlten die Kassen im Jahr 2017 lediglich 10,5 Millionen Euro
für homöopathische Mittel. Im Gegensatz dazu beliefen sich die
gesamten Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung in
jenem Jahr auf rund 39 Milliarden Euro. Homöopathische Arzneimittel
sind kein fester Bestandteil des Leistungskatalogs. Allerdings
erstatten viele Kassen Behandlungskosten für Naturheilverfahren.

Bundestagsabgeordnete von SPD und FDP sehen das skeptisch. Die
gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar,
betonte, die Wirksamkeit homöopathischer Mittel sei nicht
nachgewiesen. «Ich sehe es deshalb kritisch, dass Krankenkassen und
damit die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler diese Mittel
finanzieren.» Die Freidemokratin Christine Aschenberg-Dugnus
ergänzte: «Jeder, der Homöopathie befürwortet, soll sie auch weiter

erwerben können - aber auf Selbstzahlerbasis.»

Der AfD-Parlamentarier Axel Gehrke hält ein Verbot wie in Frankreich
hingegen für unnötig: «Nicht die Kostenübernahme von homöopathisc
hen
Mitteln belastet die Versicherten, sondern die überbordende
Bürokratie im deutschen Gesundheitssystem.» Auch Harald Weinberg von
der Linken hält die Debatte für überzogen. Es gebe wichtigere
Probleme. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ)
wies die Forderung Gassens ausdrücklich zurück. Die Vorsitzende
Michaela Geiger betonte: «Ein Verbot der Erstattung homöopathischer
Leistungen wäre ein Schritt hin zu einer Monokultur in der Medizin.»