Unimedizin Mainz rutscht tief ins Minus

Gegen den Bundestrend hat die größte Klinik in Rheinland-Pfalz 2018
mehr Patienten betreut. Eine Reihe von Sonderbelastungen beschert ihr
aber einen Verlust von 59,7 Millionen Euro. Das Land mahnt: «Das
Defizit soll in den nächsten Jahren sinken.»

Mainz (dpa/lrs) - Die Universitätsmedizin Mainz ist im vergangenen
Jahr so tief in die roten Zahlen gestürzt wie nie zuvor. Der
Jahresfehlbetrag stieg um rund 80 Prozent auf 59,7 Millionen Euro,
wie der Vorstandsvorsitzende Norbert Pfeiffer am Mittwoch mitteilte.
«Wir haben ein schlechtes Ergebnis, das ist überhaupt keine Frage»,
sagte der Professor. Den großen Sprung im Vergleich zum Vorjahr mit
einem Defizit von 33,1 Millionen Euro führte er auf einen Anstieg von
Kosten für die Gebäudesanierung um sieben Millionen sowie auf
zusätzliche Rückstellungen von 22 Millionen Euro zurück.

Diese Rückstellungen ergaben sich aus steuerlichen Gründen, wegen
neuer gesetzlicher Anforderungen oder auch aufgrund von zahlreichen
Klagen der Krankenkassen. Auch die Personalkosten sind gestiegen. Für
das laufende Jahr sieht der Wirtschaftsplan der Universitätsmedizin
den Abbau von 100 der rund 5700 Vollzeitstellen vor. Gekürzt werde in
allen Bereichen mit Ausnahme der Pflege, sagte Vorstandsmitglied
Christian Elsner, der im Januar die kaufmännische Leitung übernahm.
Gespart werden soll nach Möglichkeit auch bei den Sachkosten.

Gegen den Bundestrend stieg im vergangenen Jahr die Zahl der
stationär betreuten Patienten um 0,6 Prozent auf 69 324, wie Pfeiffer
ausführte. Die Zahl der ambulant behandelten Patienten kletterte um
1,2 Prozent auf 282 317. Die Erlöse aus dem Krankenhausbetrieb nahmen
um 4,1 Prozent auf 457,6 Millionen Euro zu, der Gesamtumsatz stieg um
5,2 Prozent auf 775,5 Millionen Euro.

Neben allgemeinen Belastungen gebe es in Mainz auch eine Reihe von
Besonderheiten, sagte Pfeiffer. «Wir sind das einzige
Universitätsklinikum in Rheinland-Pfalz und zugleich das
Stadtkrankenhaus von Mainz.» Die Gebäude seien vor mehr als 100
Jahren mit ganz anderen Anforderungen errichtet worden und stünden
teilweise unter Denkmalschutz, was einen hohen zusätzlichen Aufwand
erfordere. An anstehenden baulichen Veränderungen nannte der
Vorstandsvorsitzende die Fertigstellung der Transfusionsmedizin bis
spätestens Anfang 2020, den Bau einer neuer Zahnmedizinklinik, neue
Forschungsbauten, die Erweiterung der Herzmedizin mit einem
Herzklappenzentrum und die Krebsklinik.

Als Aufsichtsratsvorsitzender sagte der Staatssekretär im
Wissenschaftsministerium, Denis Alt (SPD), das Land erwarte, «dass
das wirtschaftliche Ergebnis sich verbessert». Dabei werde allerdings
anerkannt, «dass hier keine Schrauben hergestellt werden, sondern
Patienten behandelt werden». Es sei zu erwarten, dass sich die im
Doppelhaushalt 2019/20 vorgesehenen Mittel für die
Universitätsmedizin - 70 Millionen Euro für das Investitionspaket und
10 Millionen zusätzlich an struktureller Finanzierung - positiv auf
die künftige finanzielle Situation auswirken werde.

Der finanzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christof
Reichert, und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gerd
Schreiner forderten die Landesregierung wegen des hohen Defizits zu
einem Nachtragshaushalt auf, um zusätzliche Mittel für die
Universitätsmedizin bereitzustellen. Es sei ein Skandal, dass die von
der Ministerpräsidentin und früheren Gesundheitsministerin Malu
Dreyer (SPD) geführte Regierung «das medizinische Flaggschiff des
Landes so herunterwirtschaftet».