DGB: Langzeitarbeitslose haben schlechtere Chancen auf Berufs-Reha

Berlin (dpa) - Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen haben
nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) schlechtere
Chancen auf spezielle Hilfe, wenn sie vom Jobcenter betreut werden.
«Der DGB sieht seit längerem Probleme beim Zugang zu Reha-Maßnahmen
im Hartz-IV-System», heißt es in einer DGB-Analyse, die der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte «Zeit Online» darüber berichtet.

Demnach ist die Quote der Reha-Fälle, die nach Krankheit oder Unfall
umgeschult werden oder anderweitig spezielle Hilfe bekommen, beim
Jobcenter viel geringer als bei den Agenturen für Arbeit. Im
Jobcenter werden in der Regel Langzeitarbeitslose betreut.

Bei den Agenturen für Arbeit kam laut DGB-Auswertung 2018 im
Monatsdurchschnitt auf 26 Arbeitslose einer mit Reha-Maßnahme. Bei
den Jobcentern, die Arbeitsagenturen und Kommunen gemeinsam
betreiben, lag die Quote demnach bei einem von 60, bei den rein
kommunal betriebenen Jobcentern sogar nur bei einem von 102.

«Dies legt die Vermutung nahe, dass Reha-Bedarf bei den Jobcentern
nicht umfassend erkannt wird», heißt es in der Analyse. Das sei auch
deswegen problematisch, weil gerade bei Langzeitarbeitslosen vermehrt
gesundheitliche Probleme aufträten, die durch eine passende Förderung
ausgeglichen werden könnten.

«Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass es bundesweit gleiche
und gute Chancen auf eine berufliche Umorientierung gibt, wenn nach
einer längeren Krankheit ein Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann»,

sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Deutschen
Presse-Agentur. Der DGB fordert die gesetzliche Verpflichtung, in
jedem Jobcenter spezielle Reha-Vermittler einzusetzen. «Bislang
entscheidet darüber jedes einzelne Jobcenter für sich und
freiwillig», sagte Buntenbach. Gerade für kleine Jobcenter brauche es
mehr Unterstützung über ein zentrales Reha-Budget.