Marburger Frühchen-Prozess mit Antrag der Verteidigung fortgesetzt

Marburg (dpa/lhe) - Der seit fast fünf Monaten laufende Marburger
Frühchen-Prozess ist am Mittwoch mit einem Beweisantrag der
Verteidigung fortgesetzt worden. Dabei geht es um eine mögliche
Beeinflussung von Zeugen durch eine Klinikangestellte. Diese soll
Zeugen vor und nach deren Aussage zu persönlichen Gesprächen gebeten
und «insistierend» nachgefragt haben, was ausgesagt wurde, hieß es
zur Begründung des Antrags. Der Vorsitzende Richter erklärte, dass
das Gericht der Sache nachgehen wolle. Die betreffende Angestellte
soll erneut als Zeugin vernommen werden.

Das Uni-Klinikum Gießen-Marburg lege «größten Wert darauf, dass all
e
Zeuginnen und Zeugen aus unserem Klinikum im Frühchen-Prozess
unbeeinflusst ihre persönliche Sicht vor Gericht zum Ausdruck
bringen», teilte ein Sprecher dazu mit. Den Mitarbeitern werde auf
Wunsch ein unabhängiger Rechtsbeistand vermittelt.

Seit Ende Januar steht eine frühere Kinderkrankenschwester des
Marburger Universitätsklinikums unter anderem wegen versuchten Mordes
vor Gericht. Die 29-Jährige soll zwischen Dezember 2015 und Februar
2016 als Mitarbeiterin auf der Neugeborenen-Intensivstation drei
Frühchen ärztlich nicht verordnete Narkosemittel gegeben haben. Die
Babys sollen so in lebensbedrohliche Zustände geraten sein. Die
Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Der Prozess wird fortgesetzt.