Mondlandung: War «großer Schritt für die Menschheit» echt oder nich t? Von Walter Willems, dpa

Am 20. Juli jährt sich die erste bemannte Mondlandung zum 50. Mal.
Sie bildete das Finale eines beispiellosen Wettlaufs der Sowjetrussen
mit den US-Amerikanern. Oder hat sie vielleicht gar nicht
stattgefunden? Behauptungen dazu im Check.

Berlin (dpa) - Zugegeben, es ist noch immer unfassbar: Menschen
flogen zum Mond, fuhren dort Auto und spielten sogar Golf. Der 20.
Juli 1969 - die Landung der ersten von sechs bemannten Mondmissionen
- ist ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. 50 Jahre
später bezweifeln immer noch manche, dass Menschen auf dem
Erdtrabanten waren. Sie glauben, die Aufnahmen seien im Studio
entstanden. Die zehn wichtigsten Argumente:

1. Behauptung: Die «wehende» Flagge

Die «wehende» US-Flagge ist das anschaulichste Beispiel für die
angeblich gestellte Mondlandung. Da auf dem Mond kein Wind bläst,
dürfe die Fahne nicht wehen, monieren Kritiker. Allerdings: Die
Bewegungen des Stoffes, der an einer Querstrebe hängt, stammen von
keiner Brise, sondern von Erschütterungen des Fahnenmastes - etwa
beim Einstecken oder Ausrichten, wie Ralf Jaumann vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betont. Da der Mond keine
Atmosphäre hat, wird das Wackeln des Stoffes kaum gebremst.

2. Behauptung: Fußabdrücke im Mondstaub

Viele Bilder zeigen Spuren der Raumfahrer im Mondstaub. Wie kann der
knochentrockene Staub die Form halten, fragen Kritiker. Urs Mall vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung erklärt die gute
Bindung vor allem mit der Konsistenz des extrem feinen Mondstaubs.
Dessen Bausteine seien nie durch Wind oder Wasser abgeschliffen
worden, kantig geblieben und hafteten daher besonders gut aneinander.

3. Behauptung: Zu niedrige Hüpfer

Die Sprünge der Astronauten auf der Mondoberfläche seien zu niedrig,
wenden Zweifler ein. Angesichts der geringen Gravitation - etwa ein
Sechstel der irdischen Schwerkraft - hätten die Raumfahrer meterhoch
springen können. Mall führt die niedrigen Hüpfer vor allem auf die
etwa 85 Kilogramm schweren Raumanzüge und die eingeschränkte
Beweglichkeit zurück. Jaumann ergänzt, es sei nicht um hohe Sprünge
gegangen. Aus Sicherheitsgründen hätten sich die Raumfahrer mit
kleinen Hüpfern oder Trippelschritten bewegt.

4. Behauptung: Mangelnde Haftung des Mondfahrzeugs

Die Astronauten fuhren mit Fahrzeugen über den Mond. Angesichts der
geringen Schwerkraft hätten die Rover aus den Kurven rutschen müssen,
meinen Zweifler. Die Fliehkraft hängt jedoch insbesondere von Radius
und Geschwindigkeit ab. Das Höchsttempo der Fahrzeuge lag laut Nasa
bei etwa 15 Kilometern pro Stunde. Das entspricht - bei ähnlichem
Untergrund - rechnerisch etwa der Fliehkraft, die ein irdisches Auto
bei gleichem Radius mit 37,5 Stundenkilometern hätte. Dass die
Astronauten die Kurven mit Vollgas fuhren, ist äußerst
unwahrscheinlich.

5. Wiederkehrende «Kulissen»

Ähnlichkeiten der Mondlandschaft auf verschiedenen Bildern gelten als
Beleg dafür, dass im Studio stets gleiche Kulissen verwendet wurden.
Allerdings verwundern wiederkehrende Motive nicht, schließlich
machten die Astronauten an ihren Landestellen Tausende Fotos aus
verschiedenen Perspektiven, wie Mall erläutert. Zudem betont er, dass
sich die Landschaften an den Landestellen ohnehin stark ähneln - auch
weil markante optische Elemente wie auf der Erde fehlten.

6. Behauptung: Fehlende Fadenkreuze auf den Bildern

Die Linsen der Hasselblad-Kameras der Astronauten enthielten
Fadenkreuze - etwa um Distanzen besser einschätzen zu können. Diese
Fadenkreuze scheinen an manchen Stellen hinter Objekten zu
verschwinden, was Kritiker als Fotomontage deuten. Bei näherem
Hinsehen zeigt sich oft, dass die Kreuze durchaus da, aber vor
dunklem Hintergrund kaum erkennbar sind. Allerdings, so Jaumann,
wurden später auch bearbeitete Bilder veröffentlicht.

7. Behauptung: Keine Sterne am Himmel

Auf den Bildern der Astronauten sind am Himmel keine Sterne zu sehen.
Die Astronauten betraten den Erdtrabanten tagsüber - ein Mondtag
dauert zwei Wochen. Auf den Bildern ist der Kontrast zwischen der
grellen Mondoberfläche und dem dunklen Himmel viel zu stark, als dass
lichtschwache Pünktchen am Firmament sichtbar wären.

8. Behauptung: Der Schattenwurf passt nicht

Dass Schatten auf den Bildern in verschiedene Richtungen verlaufen
oder gestaucht sind, führen Kritiker auf verschiedene Lichtquellen
zurück. Grund dafür sind laut Mall vor allem Unebenheiten der
Mondoberfläche. Dadurch können Schatten länger, kürzer oder verzerr
t
erscheinen.

9. Behauptung: Fehlender Landekrater

Unterhalb der Landekapseln sieht man keinen Landekrater und kaum
Staub. Kein Wunder, sagt Jaumann: Die Landestellen seien nicht
senkrecht, sondern seitlich angeflogen worden. Die Triebwerke hatten
demnach nicht die Kraft, Krater in das feste Mondgestein zu brennen.

10. Behauptung: Tödliche Strahlung

Beim Hin- und Rückflug waren die Besatzungen vor allem im
Van-Allen-Gürtel, einem die Erde umgebenden Strahlungsring, erhöhter
Teilchenstrahlung von der Sonne ausgesetzt. Diese Belastung hätte
Stunden angedauert und tödlich sein können, wenden Kritiker ein. Mall
schätzt die Dauer für die Durchquerung des Van-Allen-Gürtels auf etwa

eine Stunde, wobei die Crew durch die Aluminium-Hülle der Raumkapsel
geschützt war. Die Astronauten waren demnach zwar erhöhter Strahlung
ausgesetzt, aber die Dosis war überschaubar. Die Nasa habe die
Flugbahn der Missionen so gelegt, dass die intensivsten
Strahlungsbereiche umflogen wurden.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa selbst äußert sich zu Fälschungstheori
en
grundsätzlich nicht. Doch sie hat vor einigen Jahren Bilder der
Mission «Lunar Reconnaissance Orbiter» (LRO) veröffentlicht. Die
Raumsonde hatte Aufnahmen von Apollo-Landestellen in hoher Auflösung
zur Erde gefunkt. Auch wenn sie hartnäckige Zweifler nicht umstimmen
mögen - die Bilder zeigen neben zurückgelassenen Instrumenten die
Spuren der Rover und sogar Fußspuren der Astronauten.

Zudem, so Jaumann und Mall, hätten Tausende Mitarbeiter an den sechs
Missionen mitgewirkt. «Fälschungen über Jahrzehnte geheimzuhalten,
halte ich für sehr schwierig», sagt Mall. Außerdem ein eindeutiger
Beleg: die über 380 Kilogramm Mondgestein, die die Astronauten zur
Erde mitbrachten. Im Gegensatz zu den - erst später entdeckten -
Mondmeteoriten, die auf die Erde fielen, wurden diese Brocken nicht
durch ihre Reise durch die Erdatmosphäre verändert.