Studie: Videospielende Kinder und Jugendliche sind nicht dicker

Couch-Potatos werden dick und übergewichtig. Dieses Vorurteil mag auf
Fernseh-Stubenhocker zutreffen. Für Video- und Computerspiel-Zocker
gilt das aber wohl nicht.

Würzburg (dpa) - Videospielen begünstigt Übergewicht offenbar nicht
stark. Das berichten Forscher aus Würzburg und Linz nach der
Auswertung von 20 Studien in der Fachzeitschrift «Social Science &
Medicine». Demnach sind Erwachsene, die Computer- oder Videospielen
nachgehen, zwar etwas dicker als Nichtzocker, aber der Effekt ist
gering. Bei Kindern und Jugendlichen fanden die Forscher gar keinen
Zusammenhang.

Weniger als ein Prozent des Körpergewichts bei Erwachsenen lasse sich
auf Videospiele zurückführen, berichten die Forscher um Caroline
Marker vom Institut Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg.
«Die Ergebnisse bestätigen die Annahme eines starken Zusammenhangs
zwischen Videospielen und Körpergewicht nicht.»

Für die Studie betrachteten die Wissenschaftler nur Spiele, bei denen
Menschen sitzen und Knöpfe drücken. Aktive Spiele mit größeren
Bewegungen, die sich auf den Bildschirm übertragen, etwa Bowling oder
Tanzen, können anderen Untersuchungen zufolge sogar Übergewicht
vorbeugen. Laut einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2015 können sie für
die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen genauso förderlich sein
wie Bewegung im Freien.

Zudem hatte kürzlich die sogenannte MoMo-Studie (Motorik-Modul) in
Deutschland ergeben, dass daddelnde Kinder sich nicht unbedingt
weniger bewegen. Allerdings bewegen sich Kinder und Jugendliche
demnach allgemein immer weniger. Die körperliche Alltagsaktivität in
der Gruppe der 4- bis 17-Jährigen sank der Untersuchung zufolge in
den vergangenen zwölf Jahren um mehr als ein Drittel (37 Prozent).

Über 34 Millionen Gamer gibt es laut Bundesverband Game in
Deutschland. Sie zocken auf Smartphones und Tablets, PC und
Spielekonsolen. Gleichzeitig sind viele Bundesbürger übergewichtig -
nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 59
Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen.

Warum Zocken bei Erwachsenen mit einem leicht erhöhten Gewicht
einhergeht, aber nicht bei Heranwachsenden, wissen die Forscher
nicht. «Es ist möglich, dass es sich um kumulierte Effekte handelt»,

sagt Erstautorin Marker. Mechanismen, die zu Gewichtszunahme führen,
wirkten eher über längere Zeiträume. Eventuell hätten Erwachsene
über
die Jahre mehr Zeit mit Videospielen verbracht als Jugendliche, die
sich oft nur vorübergehend intensiv mit Videospielen beschäftigten.

Studien zeigen, dass Fernseh-Sofahocker durchaus ordentlich Gewicht
zulegen können. Auf die Frage, warum das bei Gamern nicht so ist,
liefert die neue Meta-Analyse keine eindeutige Antwort. Die Autoren
haben mehrere mögliche Erklärungen: Zum einen verbrauche Spielen
trotz des Sitzens mehr Energie als Fernsehen. Zum anderen sei
Knabbern beim Fernsehen einfacher als beim Zocken. Außerdem könne
TV-Werbung zu kalorienreichen Speisen verführen.