Zahnarzt aus Pirmasens plant rollende Praxis im Himalaya Von Wolfgang Jung, dpa

Indiens nördliche Ladakh-Region gilt als medizinisch unterversorgt.
Ein Arzt aus Rheinland-Pfalz will das ändern - mit einem umgebauten
Krankenwagen im höchsten Gebirge der Erde.

Pirmasens (dpa/lrs) - Michael Menzel hat einen Traum. «Wenn Konzerne
weltweit agieren, muss auch Solidarität international sein», sagt der
60-jährige Zahnarzt. Klingt kompliziert - einfach ausgedrückt heißt
es aber: Menzel sammelt Spenden für eine mobile Zahnarztpraxis im
Himalaya, mehr als 6000 Kilometer von seinem Wohnort im pfälzischen
Pirmasens entfernt. Als Teilnehmer einer Hilfsaktion war Menzel vor
zwei Jahren in Indien unterwegs. Seitdem fühlt er sich berufen, den
300 000 Menschen in der entlegenen Ecke zu helfen. «Auch in der Pfalz
gibt es viel zu tun. Aber dort ist die Not drängender.»

Menzel ist gerade wieder aus dem Himalaya zurück. Zehn Tage war er
mit einem einheimischen Arzt unterwegs, um mit den Menschen im
indischen Ladakh über ihre medizinischen Bedürfnisse zu sprechen.
«Der Zustand ist erschütternd», sagt er. Mangelernährung und zu vie
le
Süßigkeiten ließen die Zähne bereits kleiner Kinder verwahrlosen.
Hinzu komme die große Entfernung zum nächsten Arzt. «Da schlucken
viele lieber Schmerzmittel», meint Menzel kopfschüttelnd. Genau hier
setzt seine Idee an: Wenn der Patient nicht zum Arzt kann, rollt der
Arzt eben zum Patienten - mit einem umgebauten Krankenwagen.

Nicht nur in den entlegenen Tälern von Ladakh ist Menzel unterwegs,
auch in Deutschland ist er viel herumgekommen. Geboren in Heilbronn
und aufgewachsen in Bielefeld, hat er unter anderem im Klinikum
Saarbrücken gearbeitet. Von dort wechselte er nach Pirmasens. Wenn
sein Plan aufgeht, will er drei Wochen im Jahr im höchsten Gebirge
der Erde arbeiten. «Nicht leicht, die Praxis so lange zu schließen.
Aber Globalisierung heißt Austausch von Hilfe, nicht bloß Handel.»

Menzel wäre nicht der einzige deutsche Mediziner in der Region. Der
Zahnarzt Rainer Roos aus dem schwäbischen Neuhausen auf den Fildern
richtete vor fast 20 Jahren in Ladakh eine Zahnstation ein. «In
Indien betreiben die meisten Menschen noch eine nahezu
mittelalterliche Zahnpflege», beschreibt er auf seiner Homepage. Er
besuche jeden Sommer die Station, behandele Patienten und fahre in
Nomadengebiete, um an der chinesischen Grenze Menschen zu versorgen.

Die Organisation «Zahnärzte ohne Grenzen» hat Respekt vor Menzels
Idee. «Die Kreativität und das Engagement beeindrucken mich», sagt
Präsident Stefan Rohr. Auch kleine Projekte hätten ihre Berechtigung,
könnten effektiv sein und würden Menschen in Not helfen. «Zum Glück

gibt es solche Menschen. Jeder, der hilft und unterstützt, ist
wertvoll - ob im Kleinen oder im Großen», betont Rohr in Nürnberg.

Das nahe von Tibet gelegene Ladakh ist Teil einer kargen Landschaft.
Es ist weit entfernt vom tropischen Südindien oder den Metropolen
Mumbai und Delhi. Bäume gibt es kaum, Material muss herangeschleppt
werden. Daraus bauen die Menschen ihre Häuser: Holzgebälk,
Lehmziegel, Reisig auf dem Dach, weiß getüncht. Manche Dörfer haben
keine Straßen- und Stromanbindung.

Ein Auto für die Versorgung könne nur der Anfang sein, meint Menzel.
«Es geht nicht nur darum, die schlimmsten Schäden zu beseitigen,
sondern auch um den Aufbau eines Konzepts.» Den Krankenwagen würde er
in Indien kaufen und damit auch lokale Ärzte ausbilden, die das
Fahrzeug in seiner Abwesenheit nutzen könnten. «Das ist nachhaltige
Hilfe zur Selbsthilfe. Was die Gesundheit angeht, herrschen dort
desolate Verhältnisse. In Deutschland würden alle Alarm schlagen.»
Etwa 120 000 Euro kostet die mobile Praxis, meint Menzel. Rund 30 000
Euro davon hat er gesammelt.

«Es reicht natürlich nicht, sich hinzustellen und zu sagen: Gebt mir
Geld. Es gibt ja viele Hilfsprojekte», räumt Menzel ein. Den Spendern
wolle er deshalb etwas zurückgeben, entweder einen Schal aus dem
Himalaya, eine Konzertkarte oder zahnärztliche Hilfe. «Oft denke ich:
Für so vieles ist Geld da, dann sollte es doch auch mit einem solchen
Projekt klappen.» Die Grundlagen seien gut, sagt er. Die Region sei
kein Terrorgebiet, er agiere im Einklang mit örtlichen Stellen. Eines
ist für Menzel schon jetzt klar. Falls sein Plan aufgeht, will er
sich dort bis an sein Lebensende engagieren. «Das steht vollkommen
fest.»

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