Schultoiletten mit Ekelfaktor: Was tun gegen Hygienemängel? Von Christina Sticht, dpa
Eine CDU-Anfrage enthüllte kürzlich, wie schlecht Schulen in der
Region Hannover bei Kontrollen des Gesundheitsamtes abschnitten. Auch
in anderen Teilen Niedersachsens werde schlecht geputzt, kritisiert
der Landeselternrat.
Hannover (dpa/lni) - Dreckige Fußböden, stinkende Toiletten, fehlende
Seifenspender und Papiertücher: Eltern und Kinder klagen vielerorts
in Niedersachsen über Hygieneprobleme in der Schule. Vor Einführung
des Ganztagsunterrichts ließ sich der Klogang für Schüler noch auf
den Mittag verschieben, wenn sie wieder zu Hause waren. Doch
inzwischen ziehen sich regulärer Unterricht und Arbeitsgemeinschaften
bis 16.00, teilweise bis 17.00 Uhr hin.
Für den Landeselternrat ist die fehlende Sauberkeit ein Dauerbrenner.
«Es scheitert am Geld», kritisiert der Elternratsvorsitzende Mike
Finke. Die Schulträger seien nicht bereit zu investieren. Im Moment
sei eine Toilette für 40 Schülerinnen und Schüler vorgesehen. «Das
ist nicht mehr zeitgemäß», bemängelt er. Der Sanitärbereich müs
se
auch mittags, nicht nur einmal täglich gereinigt werden.
Kontrolleure des Gesundheitsamtes der Region Hannover haben zwischen
Anfang 2016 und Ende 2018 Schulen in der Landeshauptstadt und dem
Umland geprüft. Bei 112 Kontrollen wurden Reinigungsmängel in 79
Prozent der Schulen festgestellt. Bei 56 Prozent gab es bauliche
Defizite oder gar einen Sanierungsstau. Bei 52 Prozent fehlte der
vorgeschriebene Hygieneplan. Das ging aus einer Anfrage der
CDU-Fraktion der Region hervor.
Die Mängel wurden nach Behördenangaben inzwischen beseitigt. Aus der
Kooperativen Gesamtschule (KGS) Wennigsen ist indes zu hören, dass
immer noch nicht vernünftig geputzt werde. Die Schulleiterin hatte
Anfang des Jahres über «unzumutbare hygienische Verhältnisse»
geklagt, inzwischen verweist sie bei Medienanfragen an die
Landesschulbehörde.
Beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund war die Schulhygiene
bisher kein Thema. «Vereinzelt kann es so etwas geben», sagt Sprecher
Thorsten Bullerdiek. Die Landesschulbehörde bekommt laut einer
Sprecherin immer mal wieder «Klagen über eine als mangelhaft
wahrgenommene Reinigung». Zum Sanierungsbedarf der Schulen zwischen
Harz und Nordsee kann das Kultusministerium keine Auskunft geben.
Dies sei Aufgabe der Schulträger, sagt ein Sprecher.
Der Landesschülerrat (LSR) hat eine Umfrage unter Schülern gestartet
und will beim Kultusministerium Druck machen. Hauptthema seien die
Toiletten, aber es gehe auch um Asbest oder Schimmel im
Klassenzimmer, sagt LSR-Chef André Brinkmann. «Wir fordern, dass das
Land Mittel freimacht.» Es müsse einen Mindeststandard geben, auch in
verschuldeten Kommunen.
Der Kreiselternrat Osnabrück zum Beispiel klagt, dass an sehr vielen
Schulen die Toiletten schon über 50 Jahre alt seien. Teilweise rieche
es dauerhaft übel, auch der Boden müsse erneuert werden. «Durch den
Ganztagsbetrieb ist die Frequentierung der Toiletten gestiegen, aber
die Putzintervalle wurden nicht angepasst», kritisiert der
Stadtelternrat Braunschweig. Der Kreiselternrat Celle berichtet von
Problemen mit Reinigungsunternehmen, bei denen häufig das Personal
wechselt. Dieses fühle sich zudem nicht in dem Maße verantwortlich
wie von der Gemeinde angestellte Putzkräfte.
Allein die Modernisierung der Sanitärräume bringe oft keine
Verbesserung auf Dauer, beobachtet Svenja Ksoll von der German Toilet
Organization. Die setzt sich weltweit für sauberes Wasser und eine
bessere Sanitärversorgung ein. «Der Schlüssel ist mehr Verantwortung
für die Schüler*innen», sagt Ksoll. So setzen Grundschulen - auch in
Niedersachsen - bereits Schüler als «Toiletten-Wächter» ein. Neben
Tafel- oder Klassenbuchdienst gibt es die Aufgabe, in den Pausen
Kontrollgänge auf dem stillen Örtchen zu machen.
Die Organisation will in Kürze die Gewinner des zweiten bundesweiten
Wettbewerbs «Toiletten machen Schulen» küren. Gewinner der ersten
Ausgabe 2013 war die Ernst-Reuter-Schule in Pattensen bei Hannover -
Sanitärräume an der Kooperativen Gesamtschule wurden unter anderem
mit Hintergrund-Musik und sogar Kunstausstellungen unter dem Motto
«CloArt» aufgewertet.
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