Cannabis auf Rezept - Rund 860 Anträge bei mehreren Krankenkassen

Cannabis kann bei bestimmten Krankheiten helfen. Seit gut zwei Jahren
ist die Pflanze Teil des Leistungskatalogs der gesetzlichen
Krankenversicherung.

Erfurt (dpa/th) - Rund zwei Jahre nach der Freigabe von Cannabis als
Arzneimittel haben mehrere große Krankenkassen in Thüringen zusammen
529 Kostenerstattungen genehmigt. 857 Anträge gingen seit März 2017
bei den Krankenkassen AOK Plus, Barmer, IKK Classic und der Thüringer
Betriebskrankenkasse (TBK) ein, wie das Sozialministerium auf Anfrage
informierte. Zahlen weiterer Krankenkassen lagen nicht vor.

Seit März 2017 können Ärzte ihren Patienten medizinisches Cannabis
auf Kosten der Krankenkasse verschreiben. Allerdings prüfen die
Kassen in jedem Einzelfall, ob die Kosten für die Droge übernommen
werden.

Cannabis kann zum Beispiel Spastiken bei Multipler Sklerose oder
chronische Schmerzen lindern. «Am häufigsten verordnet werden die
verschiedensten Cannabis-Produkte mit gut 50 Prozent für chronische
Schmerzen unterschiedlicher Genese», erklärte etwa eine Sprecherin
von AOK Plus.

Teils ist die medizinische Wirkung aber nur wenig belegt, etwa bei
Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapien oder beim
Tourette-Syndrom, wie die Bundesärztekammer betont.

«Wir sehen das medizinische Cannabis eher als «Add-On» denn als
Basistherapie», sagte Wolfgang Straßmeir. Er ist Geschäftsführer de
s
Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der
Schmerz- und Palliativmedizin. «Es wirkt auch bei jedem Patienten
unterschiedlich. Man muss die Medikation daher sehr stark ärztlich
begleiten und auf die individuelle Verträglichkeit des Patienten
achten.»

Die Zahl der Anträge sei deutschlandweit weit höher als ursprünglich

angenommen, so Straßmeir weiter. Allerdings schwankten die Zahlen der
Genehmigungen zur Kostenübernahme je nach Bundesland und seien
regional unterschiedlich: «Wir gehen davon aus, dass die Verordnungen
noch zunehmen werden.»