Aids-Hilfe setzt große Hoffnungen in neue Selbsttests

Seit fünf Monaten dürfen HIV-Selbsttests in Deutschland frei verkauft
werden. Die Aids-Hilfe in Saarbrücken bietet auch anonyme, begleitete
Testungen an, in Trier soll es dieses Angebot bald ebenfalls geben.

Saarbrücken (dpa/lrs) Die Hemmschwelle, sich beim Hausarzt oder dem
Gesundheitsamt auf den Aids-Erreger HIV testen zu lassen, ist für
viele Menschen noch immer groß. «Sie schämen sich zum Beispiel oder
fürchten, für ihr sexuelles Verhalten verurteilt zu werden», erklär
t
ein Sprecher der Deutschen Aids-Hilfe. Wer dennoch überprüfen lassen
möchte, ob er sich infiziert hat, hat es nun leichter: Seit Oktober
2018 sind HIV-Selbsttests in Deutschland für rund 25 Euro in
Apotheken und Drogerien erhältlich. Das Angebot wird im Saarland
bislang unterschiedlich genutzt.

Apothekerin Yasmin Hassan aus der Stadtapotheke in Saarbrücken musste
die Tests gerade erst wegen des Interesses ihrer Kundschaft
nachbestellen. «Viele HIV-Patienten gehen nicht in ihre
Dorf-Apotheke, sondern kommen ganz bewusst zu uns», sagt Hassan. Der
Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, Manfred Saar, hatte
hingegen in seiner Apotheke in Heusweiler in den vergangenen fünf
Monaten noch keine einzige Nachfrage. Das hänge wohl damit zusammen,
dass das Angebot noch nicht so bekannt sei und die Zielgruppe im
ländlichen Raum eher klein. Grundsätzlich hält er das Angebot aber
für eine «gute, relativ einfache und niederschwellige Möglichkeit».


Die Deutsche Aids-Hilfe hofft, dass sich dadurch mehr Menschen testen
lassen und so mehr Infektionen frühzeitig festgestellt und behandelt
werden können. Laut Aids-Hilfe erkranken jedes Jahr in Deutschland
mehr als 1000 Menschen an Aids oder einem schweren Immundefekt,
obwohl dies vermeidbar wäre. «Der Selbsttest trägt dazu bei, dass
hoffentlich vielen das erspart bleibt», sagt Sprecher Holger Wicht.

Im Saarland gab es bei HIV-Tests bislang eine Besonderheit: Die
Grenznähe hatten Bürger aus dem Südwesten dazu genutzt, den Test in
Frankreich zu besorgen. Frank Kreutzer, Geschäftsführer der
Aids-Hilfe Saar, begrüßt, dass es das Angebot nun auch in Deutschland
gibt. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts wissen rund 11 200
Menschen bundesweit nichts von ihrer HIV-Infektion, im Saarland sind
es den Schätzungen zufolge etwa 110 Betroffene.

Im Saarland gibt es viele Angebote für Betroffene - sowohl in den
Gesundheitsämtern in sechs Landkreisen als auch im Rahmen eines
Präventionsprogramms für homosexuelle Männer bei der Aids-Hilfe Saar.

Die Einrichtung bietet auch zertifizierte Tests an und begleitet die
Betroffenen. Die Aids-Hilfe Trier will diese persönlichen
Begleitungen ab April ebenfalls anbieten. «Es wird ein anonymes
Angebot sein», betont Diplom-Pädagogin Tonja Rausch.

Die Fachleute auch im Saarland betonen, dass die Tests das CE-Zeichen
haben müssen. «Der Knackpunkt ist, dass diese Tests super empfindlich
sind», so Rausch. Unter Umständen könne er falsch positiv ausfallen.

«Das heißt nicht, dass man mit dem Virus wirklich infiziert ist, doch
der Schreck ist erst einmal groß. Emotional ist das ein ganz
schwieriges Thema», so die Beraterin. Deshalb biete man an, während
und nach dem Test an der Seite der Betroffenen zu sein.