Häusliche Pflege in Bayern: 21 000 Angehörige können nicht mehr

Waschen, anziehen, umbetten: Wenn Menschen alt oder krank werden,
übernehmen häufig Angehörige die Pflege. Viele von ihnen arbeiten
sich regelrecht auf - bis sie selbst nicht mehr können. Wie brenzlig
die Lage ist, zeigen neue Daten.

München (dpa/lby) - Rund 280 000 Menschen in Bayern pflegen nach
Daten der Krankenkasse Barmer einen Angehörigen - doch 21 000 von
ihnen möchten damit aus gesundheitlichen Gründen aufhören. «Viele
pflegende Angehörige sind an der Grenze der Belastbarkeit
angekommen», sagte Barmer-Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler am

Dienstag in München bei der Vorstellung des Pflegereports 2018. «Der
Großteil der Pflegenden ist auch in Bayern über 50 Jahre alt und ihr
Gesundheitszustand hat eine deutlich schlechtere Bewertung als der
Zustand bei Nicht-Pflegenden.»

Dies betreffe besonders psychische Störungen wie Depressionen, aber
auch Wirbelsäulenerkrankungen und Rückenschmerzen. 7,4 Prozent der
Pflegenden wollen deshalb entweder komplett ihren Einsatz einstellen
oder nur mit Unterstützung weitermachen. Das ist nach Berechnungen
der Barmer immerhin jeder 14. Pflegende im Freistaat.

Zur körperlichen und psychischen Belastung kommen bei jeder fünften
Hauptpflegeperson Zukunfts- und Existenzängste. «Viele pflegende
Angehörige haben ihren Beruf aufgegeben oder massiv reduziert»,
erläuterte Wöhler. Deshalb haben 44 Prozent ein Haushaltseinkommen
von unter 1000 Euro - ebenso wie ein Drittel der Pflegebedürftigen
selbst.

Den Daten zufolge leben rund 70 Prozent der Betroffenen weiterhin im
eigenen Zuhause. 24 Prozent bekommen Hilfe von einem Pflegedienst, 46
Prozent nehmen Pflegegeld in Anspruch - mit dem sie beispielsweise
Angehörige entlohnen können. Die Pflegenden sind zu einem Großteil
Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren.