Studie: Kein höheres Geburtsrisiko wegen künstlicher Befruchtung

Viele Eltern mit unerfülltem Kinderwunsch haben die Sorgen, ihr Baby
durch eine künstliche Befruchtung einem erhöhten Risiko auszusetzen.
Diese Kinder haben zwar ein höheres Risiko, doch die Art der
Befruchtung trägt daran keine Schuld, sagen Rostocker Forscher.

Rostock (dpa/mv) - Eine künstliche Befruchtung per se erhöht nach
Erkenntnissen des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische
Forschung nicht das Risiko für eine Frühgeburt oder von einem
niedrigen Geburtsgewicht. Diesen höheren Risiken seien Paare mit
Empfängnisproblemen generell ausgesetzt, unabhängig von ihrer
Entscheidung für oder gegen eine Kinderwunschbehandlung, teilte das
Institut am Dienstag in Rostock mit. «Paare mit bisher unerfülltem
Kinderwunsch müssen sich nicht mehr gegen eine künstliche Befruchtung
entscheiden, weil sie dadurch vermeintlich die Geburtsrisiken für ihr
Kind erhöhen», fasste Institutsdirektor Mikko Myrskylä eine Studie
zusammen, die im Fachblatt «The Lancet» veröffentlicht wurde.

Myrskylä verwies auf Studien mit gegenteiligen Ergebnissen, die
jedoch «oft mit unausgewogenen statistischen Methoden und auf
Grundlage weniger Geburten» beruhten. Die Rostocker Forscher wählten
zusammen mit Kollegen aus London und Helsinki aus mehr als 65 000
zwischen 1995 bis 2000 in Finnland geborenen Kindern 1245 Geschwister
aus, von denen mindestens eins natürlich und eins künstlich gezeugt
worden war. «Da die Eltern sich von einer Geburt zur nächsten kaum
verändert hatten, erlaubte der Vergleich der Geschwister, die
Geburtsrisiken allein mit Blick auf den Eingriff der künstlichen
Befruchtung zu unterscheiden. Im Ergebnis verschwanden die
zusätzlichen Risiken durch künstliche Befruchtung sowohl für
niedriges Geburtsgewicht als auch für eine Frühgeburt.»

Die Gründe für das generell erhöhte Risiko seien nicht genau bekannt.

«Vermutlich spielt die reduzierte Fruchtbarkeit selbst eine Rolle»,
sagt Mitautorin Alice Goisis. Auch wenn dieses ohnehin vorhandene
gesteigerte Risiko für die Paare belastend sei, so mache das Ergebnis
der Studie doch einen großen Unterschied für sie: «Bei der
Entscheidung für eine künstliche Befruchtung muss nun niemand mehr
das Gefühl haben, damit willentlich die Gesundheit des Kindes
zusätzlich zu gefährden», betonte Goisis.