Tuberkulose in NRW: Zahl der Erkrankungen auf hohem Niveau

Tuberkulose gehört zu den tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit.
In Nordrhein-Westfalen hat die Zahl der Erkrankungen wieder ein
höheres Niveau als in der Vergangenheit.

Dortmund (dpa/lnw) - Tuberkulose gehört zu den Infektionskrankheiten,
an denen weltweit die meisten Menschen sterben. In
Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der «Schwindsucht»-Fälle im
ablaufenden Jahr hingegen nach einem Zwischenhoch weiter
zurückgegangen. Bis Mitte Dezember erkrankten in Nordrhein-Westfalen
1169 Menschen an Tuberkulose. Bis Jahresende sei zu erwarten, dass
die Zahl im Vergleich zu 2017 zurückgehe, teilte das Landeszentrum
Gesundheit NRW (LZG.NRW) auf Anfrage mit.

Im vergangenen Jahr wurden 1207 Tuberkulosen gemeldet. Damit lag NRW
mit einer Quote von 6,8 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner genau im
Bundesdurchschnitt. «Die Zahl der Erkrankungen ist wieder leicht
rückläufig, bleibt aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau», sagt

Barbara Hauer vom Robert Koch-Institut (RKI).

Nach jahrelangem Rückgang war 2013 zunächst ein Tiefstand von 1037
Neuerkrankungen erreicht worden. In den folgenden Jahren stieg die
Zahl kontinuierlich. Im Jahr 2016 wurden rund 1320 Tuberkulosefälle
gemeldet - vor allem, weil viele Menschen nach NRW kamen, die
aufgrund ihrer Herkunft ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten.

In Deutschland ist Tuberkulose eine seltene Krankheit. «Trotzdem
müssen wir weiter aufmerksam bleiben», betont Hauer. «Es ist wichtig,

dass Ärzte bei den typischen Symptomen auch eine Tuberkulose in
Betracht ziehen.» Denn wenn die Krankheit erst spät erkannt wird,
kann sie auch für andere Menschen in der Umgebung gefährlich werden.
Tuberkulosebakterien werden über die Atemluft übertragen,
hochansteckend ist die Krankheit aber nicht.

Wird eine Infektion festgestellt, muss trotzdem sorgfältig ermittelt
werden, wo die Ansteckung erfolgte und ob weitere Menschen infiziert
wurden. «Wir können nicht verhindern, dass es Tuberkulose in
Deutschland gibt. Aber wir können verhindern, dass sie sich weiter
ausbreitet», sagt Hauer. Im Oktober mussten beispielsweise zahlreiche
Studenten und Dozenten einer Hochschule in Köln vorsorglich getestet
werden, nachdem ein Fall von Tuberkulose bekannt geworden war.

Insgesamt wurden in Köln bis Mitte Dezember 88 an Tuberkulose
erkrankte Menschen gemeldet. Dahinter liegen Dortmund und Düsseldorf
mit 57 und 50 Meldungen. «Vor allem in Großstädten leben viele
Menschen, die ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung an Tuberkulose
haben», erklärt Hauer. Dazu zählen beispielsweise Obdachlose,
HIV-Infizierte oder eben Menschen aus Gebieten mit einem hohen
Tuberkulose-Vorkommen, wie Afrika oder Osteuropa.

Vor allem bei jüngeren Menschen seien viele Krankheitsfälle aus dem
Ausland importiert, erklärt Bernhard Schaaf, Leiter der Klinik für
Pneumologie im Lungenzentrum des Dortmunder Klinikums. Von den in
Deutschland geborenen Patienten ist ein Großteil dagegen über 70
Jahre alt. Viele hätten sich bereits in der Nachkriegszeit mit
Tuberkulose infiziert, allerdings ohne zu erkranken. «Oft schafft es
die körpereigene Abwehr, den Erreger zu kontrollieren. Dadurch geht
er aber nicht weg», erklärt Schaaf. Wenn dann im Alter das
Immunsystem schwächer werde, breche die Tuberkulose aus.

Bei einer Tuberkulose kommt es zu entzündlichen Veränderungen in der
Lunge, allerdings können auch andere Organe befallen sein. Erkrankte
leiden unter anhaltendem Husten, Kraftlosigkeit oder Gewichtsabnahme.
Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation sind 2017 rund 1,6
Millionen Menschen an Tuberkulose gestorben. Sie gilt damit als die
tödlichste Infektionskrankheit der Welt.