Milch - Lebenselixier oder Krankmacher? Von Jan Ludwig, dpa
Kuhmilch hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Schlagzeilen
gemacht - mal im Guten, mal im Schlechten. Über die Vor- und
Nachteile der Milch.
Berlin (dpa) - Sie liefert wertvolles Eiweiß, Vitamine und mehr
Kalorien als Cola: Milch ist eine ziemlich gehaltvolle Flüssigkeit.
Ernährungswissenschaftler zählen sie deshalb zu den Nahrungsmitteln,
nicht zu den Getränken.
Wie viel Milch trinken die Deutschen?
Im Durchschnitt verzehren Deutsche 83,7 Kilogramm Milch und
Milchprodukte pro Jahr. Das entspricht etwa 230 Gramm pro Tag, also
etwa einem Glas Milch oder einem Päckchen Quark.
Woher kommt eigentlich die Milch?
Allein in Deutschland werden zur Milchgewinnung 4,2 Millionen Kühe
gemolken. Pro Tag geben sie im Durchschnitt 20 Kilogramm Milch. Etwa
ein Drittel von ihnen werden vorzeitig geschlachtet, weil sie dem
Produktionsdruck nicht standhalten und krank werden. Oft sind ihre
Euter entzündet, oder sie sind vom vielen Melken ausgezehrt.
Ist es schädlich, Milch von Kühen zu trinken, die entzündete Euter
haben?
Nicht, wenn sie pasteurisiert wurde. Milch wird regelmäßig auf ihren
Keim- und Zellgehalt untersucht. Bei Entzündungen im Euter, der
sogenannten Mastitis, finden sich mehr Zellen in der Milch. Ab einem
gewissen Zellgehalt bekommt der Betrieb weniger Geld für die Milch;
er hat also auch ein wirtschaftliches Interesse daran, dass seine
Herde gesund ist. Milch, die stark verkeimt ist, darf nicht verkauft
werden.
Geht es «Bio-Milchkühen» denn besser als konventionell gehaltenen?
Milchkühe in Bio-Betrieben haben unter anderem mehr Platz. Allerdings
sind sie praktisch genauso häufig krank wie ihre konventionell
gehaltenen Artgenossen. Mitunter werden sie mit homöopathischen und
pflanzlichen Medikamenten behandelt, deren Wirksamkeit oft nicht
nachweisbar ist.
Kann man rohe Milch bedenkenlos trinken?
Nein, und deshalb darf Rohmilch nur in Ausnahmefällen in Deutschland
verkauft werden. Bis in den USA flächendeckend pasteurisiert wurde,
verursachte Rohmilch dort nach Schätzungen etwa 25 Prozent aller
Lebensmittelvergiftungen. Durch den Konsum von Rohmilch kann man sich
unter anderem mit Typhus- und Diphterie-Erregern, mit Salmonellen und
EHEC infizieren. Forscher der Universität Hohenheim haben erst
kürzlich einen Fall untersucht, in dem zwei Menschen Käse aus
Ziegenrohmilch aßen und dazu Rohmilch tranken. Die beiden erkrankten
danach an FSME, einer Hirnhautentzündung, die durch einen Virus
ausgelöst wird. Übrigens: Wer gekaufte Rohmilch selbst abkocht,
verliert mehr Vitamine als beim Kauf von Frisch- oder H-Milch.
Ist H-Milch weniger gesund als Frischmilch?
Ultrahocherhitzte Milch, auch H-Milch genannt, enthält etwas weniger
Vitamine als Frischmilch. Der Unterschied beträgt im Durchschnitt
aber nur ein paar Prozent. Frischmilch ist keine rohe Milch: Sie wird
nach dem Melken pasteurisiert, also auch wärmebehandelt - nur eben
nicht bei so hohen Temperaturen wie H-Milch. Die Vitamine A, D, E, B2
und B5 bleiben bei beiden Verfahren fast vollständig erhalten. Eine
Ausnahme bildet Vitamin C: Dessen Gehalt liegt bei Frischmilch um bis
zu 20 Prozent höher als bei H-Milch. Der größte Vitamin-C-Killer ist
allerdings nicht die Haltbarmachung, sondern eine lange Lagerzeit.
Schützt Milchkonsum vor Krebs?
Vor manchen Krebsarten ja, vor manchen nicht. Milchtrinker erkranken
Studien zufolge seltener an Dickdarmkrebs. Andere Untersuchungen
zeigen aber auch, dass Männer umso häufiger Prostatakrebs bekommen,
je mehr Milch sie trinken. Ernährungswissenschaftler empfehlen
Männern deshalb einen moderaten Milchkonsum.
Schützt Milch vor Osteoporose?
Milch liefert zumindest Kalzium, das sich positiv auf die
Knochendichte auswirkt. Vor allem in jungen Jahren ist es wichtig,
genug Kalzium zu sich zu nehmen. Mehrere Untersuchungen deuten zudem
darauf hin, dass Milch das Wachstum bei Kleinkindern und Jugendlichen
fördert. Das gilt allerdings nur für Milch, nicht für Milchprodukte.
Forscher errechneten, dass 245 Milliliter Milch pro Tag zu mehr
Längenwachstum von 0,4 Zentimetern pro Jahr führt.
Stimmt es, dass Milch für den Menschen eher ungeeignet ist, weil sie
ja für Kälber gedacht ist?
Nein - jedenfalls nicht, wenn man Laktose verträgt. Das Argument,
dass Milch nicht für den Menschen gemacht ist, ließe sich ja auf
jedes natürliche Nahrungsmittel übertragen. Auch Nüsse und Bohnen,
Äpfel und Tomaten sind von den Pflanzen nicht für den menschlichen
Verzehr entwickelt worden.
Gibt es viele Menschen, die keine Milch vertragen?
Weltweit kann nur eine Minderheit der Menschen Milch gut verdauen. Je
nach Schätzung produzieren zwei Drittel bis 90 Prozent der
Weltbevölkerung nicht genug von dem Enzym Laktase, mit dem der Körper
den Milchzucker verdaut. Trinken sie dennoch Milch, können
Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit die Folge sein. In Deutschland
haben aber nur sieben bis acht Prozent der Bevölkerung solche
Symptome. Sie leiden an einer sogenannten Laktoseintoleranz.
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