Neue Therapie für Prostatakrebs-Patienten - Erste Minimalinvasiv-OP
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern.
Patienten haben bisher die Wahl zwischen der Entfernung des Organs,
Bestrahlen oder Abwarten. Eine neue Therapie birgt Hoffnung - für
Einige.
Dresden (dpa) - Bei Prostatakrebs mit geringem Risiko gibt es jetzt
eine schonendere Behandlung. Urologen am Universitätsklinikum Dresden
haben ein solches Karzinom erstmals minimalinvasiv operiert. Es war
die Deutschlandpremiere für das sogenannte Tookad-Verfahren außerhalb
klinischer Studien. Der Chef der Dresdner Urologie, Professor Manfred
Wirth, sprach von einem «Meilenstein der Urologie», denn die Therapie
konzentriert sich nur auf die vom Krebs betroffene Stelle des Organs.
«Das Verfahren füllt die Lücke zwischen radikaler Behandlung und
aktiver Beobachtung», sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Urologie, Professor Paolo Fornara.
Bisher konnten Ärzte nur zwischen der Bestrahlung des Tumors, der
Entfernung des ganzen Organs oder «dem sogenannten aktiven Abwarten
wählen - also zwischen Schwarz oder Weiß», sagte Fornara. Mit der nun
vierten Möglichkeit könne der Krebs gezielt behandelt werden, unter
Nutzung des Wirkstoffs Padeliporfin (Tookad), der auf Strahlen
reagiert. Bei der Operation werden Laserfasern in die vom Tumor
befallene Region eingebracht. Mit ihrer Hilfe aktivieren Ärzte das
Tookad-Medikament, wodurch es örtlich zur Gefäßzerstörung und
verminderten Blutzufuhr kommt. Das vom Tumor befallene Gewebe stirbt
dadurch ab.
Bestrahlung oder radikale Entfernung der Prostata seien bei
Karzinomen mit geringem Risiko nur im Ausnahmefall zu empfehlen,
wegen der erheblichen möglichen Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder
Impotenz, sagte Wirth. Das bisherige Standardverfahren der aktiven
Überwachung des Tumors durch regelmäßige ärztliche Kontrollen ohne
Therapie aber sei eine fortwährende psychische Belastung. Das
Tookad-Verfahren indes sei so schonend, dass die Patienten das
Krankenhaus bereits am dritten Tag nach der OP verlassen könnten.
Die Therapie wurde 2016 am israelischen Weizmann-Institut entwickelt
und deren Wirksamkeit durch eine multizentrische europäische Studie
mit Beteiligung der Dresdner Uniklinik bestätigt. Damit können nun
laut Fornara nur die vom Tumor befallenen Bereiche der Prostata
behandelt werden, wie das bei der Niere bereits Praxis sei. «Im
Ergebnis bleibt die Funktion der Prostata teilweise erhalten.» Die
gezielte Zerstörung von Tumorzellen werde in anderen Fachgebieten der
Onkologie schon mit Erfolg praktiziert wie etwa der Dermatologie und
bei Lungen- oder Blasenkrebs. «Wir zerstören den Tumor statt bisher
das ganze Organ», sagte Fornara.
Ob die Tookad-Therapie in der Praxis hält, was die Studie verspricht,
wird sich dem DGU-Chef zufolge in einigen Jahren zeigen, da das
Prostatakarzinom langsam wachse. «Es ist gut, dass die Dresdner in
die Offensive gehen.» Die Kollegen hätten eine große Expertise und
seien innovativ.
Laut DGU erkranken jährlich 90 000 Männer in Deutschland an
Prostatakrebs. «Im Schnitt könnten 10 bis 15 Prozent mit guter
Prognose von Tookad profitieren», schätzte Fornara. «Im Zuge weiterer
Studien soll nun untersucht werden, ob die Technik auch für
Prostatakarzinome mit höherem Risiko anwendbar ist», sagte Wirth.
Mit der Methode wird die individualisierte Medizin verfeinert. «Wir
versuchen, für jeden Patienten die optimale Behandlungsmöglichkeit
herauszufiltern», sagte Fornara. Die Heilungschancen beim lokal
begrenzten Prostatakarzinom liegen bei 90 Prozent. «Und wir haben nun
den Luxus, zwischen vier individuellen therapeutisch effektiven
Möglichkeiten wählen zu können, das ist wirklich gut.»
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