Eiweiß im Müsli: Trend zu Protein-Zusätzen im Essen Von Antonia Lange, dpa

Bei Protein-Riegeln und Eiweiß-Shakes denken die meisten wohl an
Bodybuilder und das Fitnessstudio. Doch die Zeiten ändern sich.
Inzwischen finden sich auch im Supermarkt immer mehr Produkte mit
Extra-Protein - etwa im Müsli oder im Joghurt. Was bringt das?

Stuttgart (dpa) - Im Kühlregal steht ein Milchgetränk mit extra-viel
Protein, nicht weit weg vom Protein-Quark. In der Müsli-Abteilung
locken Haferflocken mit Protein-Zusatz und bei den Backwaren liegt
Eiweißbrot. Was lange nur im Fitnessstudio zu haben war, hält derzeit
Einzug in die Supermärkte: Protein-Produkte. Aber woher kommt der
Trend? Und ist das Extra-Eiweiß überhaupt sinnvoll?

«Alle wollen jetzt fit und gesund sein. Eiweiß hat den guten Ruf,
dass es sehr gut sättigt», erklärt Ernährungswissenschaftlerin Antj
e
Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). «Es ist ein

wichtiger Baustoff für Zellen und Gewebe.» Die Entwicklung habe auch
mit Ernährungstrends wie Low Carb oder Paleo nach Steinzeit-Vorbild
zu tun. Auch vegetarische und vegane Ernährung spiele dabei eine
Rolle.

Das Molkereiunternehmen Arla bietet nach eigenen Angaben inzwischen
15 Produkte mit hohem Proteingehalt an. Darunter ist der Skyr - eine
Art dickflüssiger Joghurt mit viel Protein und wenig Fett. Beim
Discounter gibt es ihn unter anderem Herstellernamen. «Als wir Arla
Skyr im Juni 2015 auf den deutschen Markt gebracht haben, war Skyr
bereits in Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, den USA und
Großbritannien ein starker, neuer Trend», erklärt Arla. Es folgte
eine eigene Protein-Reihe für Quark und Milchgetränke.

Auch bei anderen Produkten greift die Entwicklung um sich. Einzelne
Müsli-Riegel des Anbieters Nature Valley gibt es nun als
Protein-Variante. Gleiches gilt für Müslis - etwa von Dr. Oetker oder
Mymuesli. Die Protein-Produkte im Supermarkt richten sich nach
Einschätzung von DGE-Expertin Gahl aber nicht an Bodybuilder.

«Eine höhere Protein-Zufuhr geht mit einer höheren Sättigung einher
»,
erklärt die Ökotrophologin. Proteine seien zwar gut für den
Muskelaufbau - das spiele für den Otto-Normal-Verbraucher aber eine
untergeordnete Rolle. «Für Lieschen Müller steht eher im Vordergrund:

Wenn ich mehr Proteine esse, habe ich weniger Hunger und nehme ab.»

Das hat auch Mymuesli erkannt. «Durch Trends wie Low Carb und Paleo
wird meist auch kohlenhydratbewusster gegessen», erklärt eine
Sprecherin des Passauer Unternehmens. Das passe aber nicht zu
Haferflocken. «Denn typischerweise bringt eine Getreideflocke von
Natur aus viele Kohlenhydrate mit. Man könnte sogar meinen, Müsli und
Proteine schließen sich aus. Mit den richtigen Zutaten passt es aber
sehr gut zusammen.»

Der Hersteller hat nach Müslis mit Protein-Zusatz jüngst zwei Sorten
Porridge mit Extra-Eiweiß auf den Markt gebracht. «Der Zeitfaktor
spielt heute eine wichtige Rolle. Die Performance von Lebensmitteln
wird immer wichtiger», erklärt die Sprecherin. «Denn wer sich gut
ernährt, kann auch mehr leisten.» Das könne man zwar auf natürliche

Weise tun. Wer wenig Zeit habe oder es einfacher wolle, greife aber
auf vorgefertigte Lebensmittel zurück.

Nötig ist das aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
nicht. «Protein ist wirklich in sehr vielen Lebensmitteln enthalten»,
erklärt Expertin Gahl. «Sie brauchen gar nicht so viel, um diesen
Bedarf zu decken.» Drei bis vier Scheiben Vollkornbrot, ein
Viertel-Liter Milch, ein kleiner Becher Joghurt, eine Portion
Kartoffeln und ein Stück Fisch - damit komme man auf 60
Gramm Protein. Das sei etwas mehr als ein erwachsener Mann im Schnitt
überhaupt brauche. Bei einer 60-Kilo-Frau seien es nur 48 Gramm.

Sind Extra-Proteine dann überhaupt nötig? «Es ist nicht notwendig»,

sagt Gahl. «Es schadet aber sicherlich auch nicht.» Sie vermute
Marketinggründe hinter den Produkten. Selbst für einen
Breitensportler, der vier- bis fünfmal pro Woche eine halbe Stunde
Sport treibe, reiche die empfohlene Durchschnittsmenge Eiweiß.

Und tatsächlich kann es auch ein Zuviel des Guten geben: «Es gibt
Studien, dass eine dauerhaft erhöhte Proteinzufuhr die Nieren
schädigen kann», erklärt Gahl. «Protein besteht aus verschiedenen
Aminosäuren und das Abbauprodukt im Körper ist Harnsäure.» Dieses
Plus an Harnstoff müsse die Niere bewältigen. Insofern könne
dauerhaft zu viel Protein unter Umständen der Niere schaden.

Eine Studie unter Führung des Deutschen Instituts für
Ernährungsforschung (DIfE) zeigte vor einigen Jahren zudem, dass zu
viel Eiweiß Übergewichtige schlechter auf Insulin reagieren lässt -
und sich dadurch auch auf das Diabetes-Risiko auswirkt.

Und Produkte, die schon von Haus aus nicht gesund sind, werden es
mithilfe von Protein wohl auch nicht. «Ganz absurd ist das bei
Schokoriegeln», betont Gahl. Mittlerweile gibt es die Riegel als
Protein-Variante zu kaufen. Gahl: «Man sollte seinen Protein-Bedarf
nicht über Schokolade decken.»

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