Biss auf dem Klo - Schlangenplage in Bangkok Von Christoph Sator, dpa

Vor Schlangen hat fast jeder Angst. Aber der Gedanke, auf der
Toilette gebissen zu werden, ist eine besondere Horrorvorstellung. In
Bangkok ist das nun passiert. Thailands Hauptstadt leidet unter einer
Schlangenplage wie lange nicht mehr.

Bangkok (dpa) - Die Zeiten, in denen sich Panarat Chaiyapoon
seelenruhig aufs Klo setzte, sind ein für alle Mal vorbei. Seit jenem
Tag im Juli schaut die Thailänderin jedes Mal genau in die Schüssel,
bevor sie sich niederlässt - egal, wo. Damals, in ihrem Haus
in Bangkok, auf der Toilette im Erdgeschoss, tat sie das noch nicht.
Und erschrak wie nie zuvor, als sie von unten in den Hintern gebissen
wurde: von einer zweieinhalb Meter langen Python.

Die Schlange wurde zwar gleich geschnappt, aber Panarat musste
blutend ins Krankenhaus. Die Ärzte stellten Abdrucke von acht
Schlangenzähnen fest, einige anderthalb Zentimeter tief. Damit nicht
genug: Eine Woche später fand ihre 15 Jahre alte Tochter in derselben
Toilette noch eine Python. Zum Glück ging das glimpflicher ab. Die
Tochter zog trotzdem für eine Weile zu Verwandten.

Damit hat es Panarats Familie besonders arg erwischt. Aber auch viele
andere Bewohner von Thailands Hauptstadt bekamen es in diesem Jahr
häufiger mit Schlangen zu tun als ihnen lieb sein kann. Bis
Anfang Dezember musste die Feuerwehr in der Neun-Millionen-Stadt mehr
als 32 000 Mal ausrücken, um Kriechgetier einzusammeln, kleines,
großes, harmloses, gefährliches. So schlimm war es in einem einzigen
Jahr noch nie.

Kürzlich gingen an einem einzigen Tag 173 Anrufe wegen
Schlangen-Sichtungen ein. Feueralarm gab es hingegen nur fünfmal. Der
Vizechef der Hauptstadt-Feuerwehr, Prayul Krongyos, klagt, dass der
Kampf gegen die Schlangenplage inzwischen sogar Hauptaufgabe seiner
Leute geworden sei. «Wenn wir ähnlich viele Feuer hätten wie
Schlangen, würden wir nicht überleben.»

Nun ist es keine Besonderheit, dass es in Bangkok Schlangen gibt. Die
verhältnismäßig junge Stadt wurde auf Wasser, Sand und Lehm gebaut.

Bis heute durchziehen viele Kanäle die Metropole, die sogenannten
Klongs. Manche sichtbar, viele unterhalb der Straßen, aber alle mit
einer schmutzigbraungrauen Brühe. Am Rand finden sich immer noch
unzählige unbebaute Grundstücke - für Schlangen ein Paradies.

Von den mehr als 200 Arten, die in Thailand zu Hause sind, kommt etwa
die Hälfte auch in der Hauptstadt vor. Pythons sogar im Zentrum -
nicht nur am Tempel Wat Arun, wo sich Touristen die Tiere gegen etwas
Geld um den Hals legen lassen können, auch in freier Wildbahn. Dass
man die Türen geschlossen hält, gehört in Bangkok deshalb zu den
Selbstverständlichkeiten.

Manchen Besuch aus Deutschland muss man darüber aufklären, dass es
sich bei dem dünnen grünen Ding unterm Baum keinesfalls um eine
Gummischlange handelt, sondern um eine echte Viper. Selbst die
Geschichte mit der Schlange aus der Toilette hatte man früher schon
einmal gehört - im eigenen Haus, wenn auch erst, nachdem der
Mietvertrag schon unterzeichnet war. Damals hielt man das noch für
die Thai-Version einer modernen Großstadt-Legende.

Dass es gerade besonders viele Schlangen gibt, liegt zum einen daran,
dass 2017 ein ungewöhnlich regenreiches Jahr war. Die Überflutungen
zwangen die Tiere dazu, sich höher gelegene Reviere zu suchen. Zudem
wird vor allem an den Rändern der Stadt gerade viel auf
Schlangengebiet gebaut. Und auch Bangkoks chronisches Abfallproblem
hat Schuld. Der vielfach offen herumliegende Müll lockt Mäuse, Ratten
und Vögel an. Um die wiederum kümmern sich dann die Schlangen.

Der Tierschützer Nonn Panitvong meint deshalb, dass man überhaupt
nicht von einer «Schlangenplage» sprechen sollte, weil Pythons & Co.
auch viel Gutes tun. «Schlangen sind die am meisten missverstandenen
Tiere der Welt», sagte Nonn kürzlich der «New York Times». «Solan
ge
sie nicht provoziert werden, verletzen sie nicht.»

Über den Messaging-Dienst Line (eine Art asiatische Ausgabe von
WhatsApp) hat Nonn nun eine eigene Gruppe «Snake at Home» («Schlange

zu Hause») gegründet. Dort kann man sich sofort informieren, ob eine
Schlange gefährlich ist oder nicht. Die Gruppe hat schon 30 000
Mitglieder. Pro Tag gehen 30 Anfragen ein. Für die Idee bekam Nonn
eine Auszeichnung als Thailands erster «Held der Biodiversität».

Im Haus von Panarat Chaiyapoon hat sich die Sache inzwischen übrigens
geklärt. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass der Boden
unter dem erst fünf Jahre alten Gebäude etwas abgesunken war und
eines der Abwasserrohre beschädigt hatte. Das Loch darin war groß
genug für eine Python. Seit es dichtgemacht wurde, gab es auf der
Toilette keinen unerwünschten Besuch mehr. Panarat schaut trotzdem
lieber nach. Immer.

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