Mercks Pharmachefin setzt große Hoffnungen in neue MS-Tablette

Unter Multipler Sklerose leiden über zwei Millionen Menschen
weltweit, das Nervenleiden gilt als unheilbar. Nun bringt der
Darmstädter Konzern Merck ein neues Medikament auf den Markt.
Pharma-Chefin Garijo erhofft sich viel davon.

Darmstadt (dpa) - Der Chemie- und Pharmakonzern Merck will mit der
Zulassung einer neuer Tablette in Europa Auftrieb bei den hart
umkämpften Behandlungen von Multipler Sklerose gewinnen. «Mit
Mavenclad sind wir in einem schnell wachsenden MS-Markt gut
positioniert», sagte Belén Garijo, Chefin der Pharmasparte von Merck,
der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen stehe im Kontakt mit
Aufsichtsbehörden, um das Medikament auch außerhalb von Europa 2018
schnell zu vermarkten. «Wir haben die Schweiz, Australien, die USA
und Kanada im Blick.»

Der DAX-Konzern hatte am Freitag mitgeteilt, dass die EU-Kommission
seine MS-Tablette Mavenclad mit dem Wirkstoff Cladribin für den
Vertrieb in der EU sowie Liechtenstein, Norwegen und Island
zugelassen hat. Erste Markteinführungen in Deutschland und
Großbritannien würden bereits im September erwartet. Hierzulande
leiden laut Angaben des Darmstädter Unternehmens 130 000 Menschen
unter Multipler Sklerose (MS).

Mavenclad richtet sich gegen starke schubförmige Multiple Sklerose
und soll deren Fortschreiten bremsen. Die Tablette ist laut Merck die
erste, die MS per Einnahme durch den Mund in kurzer Zeit bekämpft,
ohne dass Patienten sie kontinuierlich einnehmen müssen. «Dieses
Therapiegebiet wird immer wichtiger und ergänzt unser Portfolio bei
MS-Medikamenten», betonte Garijo. Die Cladribin-Tabletten sollten
zunächst in Deutschland und Italien produziert werden. «Langfristig
halten wir uns alle Optionen offen».

«Mit einer Behandlungsdauer von maximal 20 Tagen innerhalb von zwei
Jahren, aber einer klinischen Wirkung über vier Jahre ist Mavenclad
eine einzigartige Therapie», sagte die Spartenchefin. Der
Merck-Kassenschlager Rebif, der eine andere Art der Krankheit
bekämpft und 2016 für einen Umsatz von gut 1,7 Milliarden Euro
sorgte, bleibe zwar wichtig. «Doch dieser Markt geht zurück.»

Laut Experten hebt sich Merck mit der neuen Tablette von anderen
Anwendungen ab. «Mavenclad bedeutet einen Wettbewerbsvorteil», meint
Peter Spengler, Analyst bei der DZ Bank. Er erwartet Spitzenumsätze
von 300 bis 400 Millionen Euro jährlich inklusive potenzieller
US-Verkäufe.

Mit der Bewilligung kommt Merck in seiner lange schwächelnden
Pharma-Sparte voran. Der Konzern hat zwar mit Rebif bereits einen
Blockbuster gegen Multiple Sklerose, indes sinken die Erlöse mit dem
bisher umsatzstärksten Merck-Mittel wegen der starken Konkurrenz.
Auch muss Rebif dreimal wöchentlich gespritzt werden und ist so für
Patienten schwerer einzunehmen.

Merck will Cladribin auch auf dem wichtigen US-Markt vertreiben. Eine
Zulassung dort steht aus. Die Darmstädter versprechen sich viel:
Weltweit leiden rund 2,3 Millionen Menschen unter Multipler Sklerose,
davon 85 Prozent an der schubförmigen Art.

Merck hatte zuvor über Jahre hinweg keine neuen Medikamente
herausgebracht. Im Frühjahr gelang dann in den USA die Zulassung des
Mittels Avelumab gegen einen seltenen und aggressiven Hautkrebs sowie
gegen Tumore im Harntrakt. Nachrichten zu einer Bewilligung von
Avelumab in der EU seien bis Jahresende zu erwarten, sagte Garijo.

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