Verkauf besiegelt: Wie geht es weiter mit Stada? Von Alexander Sturm, dpa und Tanja Vedder, dpa-AFX
Wettpokern, vorläufiges Scheitern, Chef-Rauswurf: Ein halbes Jahr
lang haben Finanzinvestoren in einem turbulenten Rennen um den
Pharmakonzern Stada gerungen, nun ist die Übernahme perfekt. Was
haben Bain und Cinven mit dem Grippostad-Hersteller vor?
Bad Vilbel (dpa) - Das monatelange Übernahmeringen um Stada ist
entschieden. Für rund 5,3 Milliarden Euro geht der im MDax notierte
Arzneimittelhersteller, der für Medikamente wie Grippostad und die
Sonnenmilch Ladival bekannt ist, an die angelsächsischen
Finanzinvestoren Bain und Cinven. Solche Firmen haben einen Ruf als
harte Unternehmenseigner.
Warum ist Stada so interessant für Finanzinvestoren?
Der Konzern ist der letzte unabhängige Hersteller von
Nachahmermedikamenten in Deutschland und hat auch bei rezeptfreien
Markenprodukten eine starke Position. Zudem ist Stada auf wachsenden
Märkten wie Spanien und Italien sowie in Asien vertreten.
Finanzinvestoren kaufen Firmen, um sie einige Jahre später mit Gewinn
wieder zu verkaufen. Bei Stada sehen Bain und Cinven dafür Potenzial.
Warum hat die Übernahmeschlacht so lange gedauert?
Bain und Cinven mussten zu Beginn des Rennens im Februar nicht nur
konkurrierende Bieter übertrumpfen, sondern stießen auch auf Skepsis
von Privatanlegern. Diese hielten zuletzt rund ein Viertel an Stada.
Viele traditionsbewusste Ärzte und Apotheker lehnen den Verkauf ab.
Auch daher scheiterte ein erster Übernahmeversuch im Juni knapp. Dann
wurde es turbulent: Ex-Vorstandschef Matthias Wiedenfels trat ab,
offiziell einvernehmlich. Hinter den Kulissen gab es einen Machtkampf
mit Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker. Wiedenfels wurde sogar in
seinem Dienstwagen abgehört - von wem, ist unklar.
Warum könnte die Übernahme ein doppelter Sieg sein?
Wäre der Verkauf wieder gescheitert, hätten sich Bain und Cinven bis
auf die Knochen blamiert. Größter Verlierer aber wäre Stada selbst
gewesen, sind Beobachter überzeugt. Sie fürchteten eine Zerschlagung
auf Betreiben von Hedgefonds, die zuletzt rund die Hälfte an Stada
hielten. Erst jüngst hatte Stada-Chef Engelbert Willink davor
gewarnt. Zudem hat der Konzern wegen der Übernahme schon Millionen
für Berater ausgegeben. «Jetzt wird sich Stada wieder voll auf das
operative Geschäft konzentrieren», erklärte Willink.
Was haben Bain und Cinven mit Stada vor?
Laut früheren Berichten wollen sie Stada binnen drei bis fünf Jahren
zum weltweit fünftgrößten Anbieter von Nachahmermedikamenten machen.
Dies soll auch durch Zukäufe gelingen. «Wir werden das Geschäft von
Stada stärken und seine Position als global tätiges Pharmaunternehmen
ausbauen», erklärten Bain und Cinven am Freitag. Einen Stellenabbau
in Deutschland dürfte es vorerst nicht geben, denn die Investoren
hatten ihr Angebot mit einer Schutzklausel für Mitarbeiter und die
Stada-Standorte verknüpft.
Was befürchten die Arbeitnehmervertreter trotzdem?
Gewerkschaftler zweifeln an den Versprechen der Investoren. Sie
bangen um die gut 10 800 Jobs bei Stada, darunter rund 1300 in
Deutschland. Die fünfjährige Schutzklausel für die Mitarbeiter in der
deutschen Produktion betreffe lediglich zehn Prozent der Belegschaft,
kritisierte Alexander Wiesbach von der IG BCE. Der Betriebsrat hatte
das Scheitern des ersten Übernahmeversuchs begrüßt. Stada könne auc
h
eigenständig erfolgreich sein, hieß es.
Wie geht es nun kurzfristig weiter?
Da die Mindestannahmequote erreicht wurde, könnten Bain und Cinven
ihr Angebot um zwei Wochen verlängern. So könnten nun Indexfonds, die
genau den MDAX abbilden, ihre Papiere andienen. Bisher durften sie
das nicht. «Die Annahmequote könnte noch deutlich zulegen», glaubt
Ulrich Huwald, Analyst bei der Privatbank Warburg Research.
Spekuliert wird, dass Bain und Cinven die nötige Schwelle für einen
Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag von 75 Prozent erreichen -
und bei Stada durchregieren.
Was passiert mit der Stada-Aktie?
Bain und Cinven haben sich dazu nicht geäußert. Es wird aber
gemutmaßt, dass das Papier über kurz oder lang von der Börse
verschwindet. Am Freitag schoss es zeitweise um mehr als 14 Prozent
auf ein Rekordhoch von 73 Euro hoch.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.