Studie: Ärzte verschreiben immer noch zu oft Antibiotika
Antibiotika können Wunder wirken - zu oft werden sie jedoch falsch
eingesetzt. Daran tragen die Patienten eine Mitschuld. Experten
fordern deshalb mehr Aufklärung - für Patienten und Ärzte.
Berlin (dpa) - Trotz erster Erfolge werden einer Studie zufolge immer
noch zu viele Antibiotika unnötig verschrieben. Das gefährdet auf
Dauer ihre Wirksamkeit. Für manche Erreger gibt es kein Gegenmittel
mehr, weil sie Widerstände entwickelt haben. Gesundheitsminister
Hermann Gröhe (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, Ärzten komme
beim sachgerechten Einsatz von Antibiotika eine Schlüsselrolle zu.
Der Gesundheitsökonom Gerd Glaeske von der Universität Bremen fordert
deshalb eine Handreichung für Ärzte zum Umgang mit dem Medikament.
«Wir haben keine einzige Leitlinie, die den Ärzten genau darstellt,
wie Antibiotika eingenommen werden sollen.» Außerdem müsse es in den
Krankenhäusern mehr Hygienefachkräfte geben, damit die resistenten
Keime sich nicht ausbreiten. Auch in die Forschung müsse mehr Geld
investiert werden. «Von der Pharmazie ist das ein Bereich, der
dramatisch vernachlässigt worden ist.»
Gesundheitsminister Gröhe betonte, neu entwickelte Antibiotika
sollten möglichst sparsam eingesetzt werden. Das macht die Forschung
für Pharmaunternehmen nicht besonders attraktiv. «Notwendig sind
deshalb Anreize, die den wirtschaftlichen Nutzen zumindest teilweise
vom Umsatz entkoppeln», sagte Gröhe der dpa. Im Auftrag der 20
Industrie- und Schwellenländer erarbeite die OECD dazu gerade eine
Studie.
Der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Hardy
Müller, fordert vor allem mehr finanzielle Unterstützung der
Initiativen in Krankenhäusern und Arztpraxen. «Entscheidend ist immer
noch, was beim Patienten ankommt», sagte Müller.
Den TK-Zahlen zufolge ist die Quote der Antibiotika-Verordnungen zwar
zurückgegangen, lag im vergangenen Jahr bei erkältungsbedingt
krangeschriebenen Beschäftigten aber noch immer bei 27 Prozent. Im
Vergleichsjahr 2008 waren es noch 38 Prozent. «Die überwiegende Zahl
der Erkältungsinfekte ist durch Viren hervorgerufen - und gegen eine
Virus-Infektion hilft das Medikament nicht», sagte Tim Steimle von
der TK.
«Die niedergelassenen Ärzte verordnen Antibiotika in
verantwortungsvoller Weise», sagte Roland Stahl von der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Häufig sähen Ärzte sich jedoch
mit dem Wunsch der Patienten konfrontiert, unbedingt ein Antibiotikum
zu erhalten.
Alle Seiten betonen deshalb den Stellenwert der Patientenaufklärung.
«Wir brauchen in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein dafür,
dass Antibiotika nicht bei jedem Husten oder einer tropfenden Nase
helfen», sagte Gröhe.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.