Kampf gegen Geschlechtskrankheiten in der DDR

Berlin (dpa) - Ein Glossar:

- Geschlossene venerologische Station: Venerologie ist die Lehre der
sexuell übertragbaren Krankheiten. In die geschlossenen Stationen
sollten zu DDR-Zeiten Geschlechtskranke zwangseingewiesen werden, die
sich anderen Behandlungsformen widersetzten. Tatsächlich wurden auch
Gesunde dort festgehalten. Ziel war neben dem Kampf gegen Gonorrhö
und Syphilis die Erziehung zur «sozialistischen Persönlichkeit».

- HwG-Person: So wurden in der DDR Menschen genannt, die häufig
wechselnde Geschlechtspartner hatten oder denen das unterstellt
wurde. Als HwG-Personen geführte Frauen galten als «dringend
Krankheitsverdächtige». Die Behörden wiesen sie besonders oft
zwangsweise in Stationen für Geschlechtskrankheiten ein.

- Transportpolizei: Die Bahnpolizei in der DDR. Transportpolizisten
brachten häufig an Bahnhöfen herumhängende junge Frauen in
geschlossene venerologische Stationen.

- Fieberspritzen: Die Spritzen wurden in den geschlossenen Stationen
nach Berichten oft ohne Erklärung verabreicht. Sie waren ein
medizinisches Hilfsmittel und sollten schlummernde Krankheiten zum
Ausbruch bringen. Patientinnen bekamen dadurch Schüttelfrost,
Kopfschmerzen und Erbrechen.

- Gonorrhö (auch Tripper): Eine der häufigsten sexuell übertragbaren

Krankheiten. Eine Infektion kann zu Entzündungen und unbehandelt auch
zu Unfruchtbarkeit führen. Seit Mitte der 1940er Jahre kann Gonorrhö
binnen Stunden mit Antibiotika geheilt werden. Trotzdem wurden Kranke
in der DDR wochenlang in geschlossenen Stationen behandelt. Heute
haben viele Bakterienstämme, die Gonorrhö verursachen,
Antibiotika-Resistenzen entwickelt.

- Syphilis: Die bakterielle Infektionskrankheit wird meist beim Sex
übertragen. Die Krankheit führt unbehandelt zu Geschwüren,
Hautausschlägen und Schleimhautentzündungen. Oft Jahre nach
der Infektion bilden sich Knoten in Organen und Knochen. Sind einmal
Nerven und Gehirn befallen, kann es zu Lähmungen und Sehstörungen
kommen. Syphilis ist seit den 50er Jahren mit Antibiotika heilbar.