Herzchirurg: Infektionen oft Ursache für Arterienverkalkung

Nach Überzeugung von Axel Haverich sind erhöhte Blutfettwerte nicht
der Hauptrisiko-Faktor für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Der Leiter
der Herzklinik an der Medizinischen Hochschule Hannover hat eine neue
Theorie zur Entstehung von Arteriosklerose entwickelt.

Hannover (dpa) - Nicht Fette aus dem Blut, sondern
Versorgungsstörungen an der Gefäßaußenwand führen einer neuen The
orie
zufolge zu Arterienverkalkung. Der Herzchirurg Axel Haverich hat für
diese These jahrelang Belege gesammelt. Seine Überlegungen zur
Entstehung von Arteriosklerose veröffentlichte der Professor an der
Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am Dienstag in der
Fachzeitschrift «Circulation».

Bisher war man davon ausgegangen, dass die Arterien «verkalken», weil
sich Blutfette an der Innenwand der Gefäße anlagern. Haverich ist
dagegen überzeugt, dass dieses Cholesterin gar nicht aus dem Blut,
sondern von abgestorbenen Zellen stammt. «Dafür sprechen chirurgische
Beobachtungen, klinische Daten sowie frühere Publikationen», sagte
der Mediziner.

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die häufigsten Folgen von
Arteriosklerose. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt jährlich
17,5 Millionen Todesfälle auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
zurück. Auch in Deutschland sind sie Todesursache Nummer eins.

Haverichs Zweifel an der bisherigen Lehrmeinung waren auch von der
Entdeckung neuer Risikofaktoren genährt worden. So wurde in Studien
ein Zusammenhang zwischen einer erhöhten Herzinfarkt-Rate und dem
Auftreten von Grippe-Epidemien mit Lungenentzündung nachgewiesen.
Gleiches gilt für Menschen, die Feinstaub ausgesetzt sind. Neben
gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung sowie dem
Verzicht von Rauchen sollte die Verhinderung und Bekämpfung von
Infektionen als Prävention der gefährlichen Arterienverkalkung
Beachtung finden, sagte der Herzchirurg.

Nach seiner Theorie spielen winzig kleine Versorgungsblutgefäße an
der Außenwand der Arterie - die sogenannten Vasa vasorum - eine
entscheidende Rolle. Infolge von Entzündungen durch Viren, Bakterien
und Feinstaub verschließen sich demnach diese kleinen Gefäße, und
Zellen sterben ab. Auch schädliche Fettpartikel (oxidiertes
LDL-Cholesterin) sind ein Auslöser. Daraufhin werden
Reparaturprozesse des Immunsystems ausgelöst, bei denen Zellabfälle -
die sogenannten Plaques - in der Außenwand entstehen. Diese verengen
die Arterie von außen, ist Haverich überzeugt.

In den Plaques seien bereits 30 verschiedene Keime nachgewiesen
worden, sagte der Wissenschaftler. Dies sei mit der bisherigen
Theorie der erhöhten Blutfett-Werte allein nicht zu erklären. Die
Überlegung, dass die Gefäßaußenwand eine entscheidende Rolle spielt
,
ist nicht neu. Haverich zufolge gab es hierzu bereits Publikationen
im 19. Jahrhundert und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie
hätten aber nie Eingang in die Lehrmeinung gefunden.

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