«Wie auf einen Boxsack eingeschlagen» - Lebenslang für Mord an Jungen Von André Jahnke, dpa

Der Frührentner passte auf mehrere Kinder auf, erhielt dafür sogar
eine Menge Pflegegeld. Statt Fürsorge und Liebe wendete der
Oberpfälzer unmenschliche Erziehungsmethoden an. Einen Neunjährigen
erschlägt er gar - und muss nun lange ins Gefängnis.

Weiden (dpa) - Die Frauen vertrauten dem schlanken großen Mann,
kannten ihn aus der Kinderkrippe. Immer wieder gaben die Mütter ihre
Kinder in die Obhut des Frührentners aus der Oberpfalz, der selbst
einen Sohn hat. Sein autoritärer Erziehungsstil - er verteilt
Watschen und Strafarbeiten, lässt die Kinder über eine Stunde in der
Ecke stehen - stößt zwar auf, wird von den Frauen aber hingenommen.

Vor zwei Jahren eskaliert sein Verhalten. Der 34-Jährige schlägt
einen Neunjährigen derart heftig und oft mit der Faust gegen den
Kopf, dass Maximilian an den Folgen stirbt. Wegen Mordes verurteilt
das Landgericht Weiden den Mann zu einer lebenslangen Haftstrafe.

«Wie auf einen Boxsack eingeschlagen», beschreibt Oberstaatsanwalt
Rainer Lehner die Tat an dem Neunjährigen. Zu Beginn des Prozesses
hatte er den Frührentner noch wegen Totschlags angeklagt. Während der
Beweisaufnahme werden die perfiden Methoden aber bekannt. «Der
Angeklagte hat mit menschenverachtender Brutalität über zwei Monate
hinweg dem Jungen die Hölle auf Erden bereitet», ist der
Anklagevertreter außer sich. Der 34-Jährige ließ den Jungen, der an
der Aufmerksamkeitsstörung ADHS litt, zur Strafe für angeblich
schlechtes Verhalten stundenlang in der Ecke stehen, gab ihm
Strafarbeiten auf und verweigerte ihm die Mahlzeiten.

Rechtsanwalt Werner Buckenleib, der die Mutter als Nebenklägerin in
dem Verfahren vertritt, sagt: «Die Mutter war einem Tyrannen
ausgesetzt, der Kapital aus dem Jungen schlagen wollte.» Die heute
36-Jährige war im Sommer 2014 wegen Multipler Sklerose in Kur
gegangen und hatte ihrem Nachbarn eine Sorgerechtsvollmacht für diese
Zeit erteilt. Dafür kassierte der Frührentner mehr als 6000 Euro.
Geld, dass er zumeist in Spielhallen und Casinos verzockte. Der Junge
bekam dagegen keine Pausenbrote mit in die Schule und wühlte dort
nach Aussagen von Lehrern im Müll nach Essbarem.

«Er hat fleißig Geld verdient mit der Pflege des Jungen», erläutert

Richter Leupold das Tatmotiv. Als ihm mit der Rückkehr der Mutter das
Geschäftsmodell zu entgleiten droht, habe der Angeklagte beschlossen:
«Jetzt zeige ich es ihnen.» Erst schlägt er die Mutter mit einer
Bratpfanne nieder, dann prügelt er auf den Jungen ein. Er schickt die
Mutter mit ihrer verhältnismäßig geringen Verletzung ins Krankenhaus

und überlässt den Jungen seinem Schicksal. Wenig später ist der
Neunjährige tot. Nach Angaben eines Gerichtsmediziners hätte der
Junge überleben können, wenn sofort ein Notarzt gerufen worden wäre.

Später beschuldigt der 34-Jährige die Mutter der schrecklichen Tat.

Dagegen sagt der Verteidiger des Frührentners, Ulrich Dost-Roxin:
«Wenn Maximilian der Goldesel gewesen wäre, dann gibt es doch auch
kein Motiv, diesen zu töten.» Er stellt die Glaubwürdigkeit der Frau

infrage. «Bis zur Abreise hat die Mutter meinen Mandanten positiv
beurteilt, bei der Rückkehr wurde er als Monster dargestellt.» Und
warum habe sie nicht die Polizei oder den Notarzt alarmiert, wenn sie
die Schläge durch den Nachbarn mitbekommen hat, fragt der Anwalt.

Der Angeklagte habe sie «massivst beeinflusst», hatte sich die Frau
gerechtfertigt. Druckmittel waren Betrügereien mit dem Pflegegeld, an
denen sie auch mitgewirkt hatte. «Wenn ich brenne, dann brennst du
auch», soll der Nachbar zu ihr gesagt haben. Die Schwurgerichtskammer
glaubt der Frau und spricht von einem Terrorregime, welches der
Angeklagte ausgeübt habe. Zudem habe er Gewalt zu seiner
Erziehungsmethode gemacht und andere Menschen ständig manipuliert.

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