Zika-Alarm in Südostasien: erstmals Babys mit Mikrozephalie

Erstmals ist in Südostasien bei Babys mit ungewöhnlich kleinen Köpfen

das Zika-Virus nachgewiesen worden. Breitet sich die Infektion aus
oder achten die Behörden nur mehr darauf? Die US-Gesundheitsbehörde
warnt Schwangere auf jeden Fall vor Reisen in die Region.

Bangkok (dpa) - Erstmals ist nun auch in Südostasien bei Babys mit
Mikrozephalie das Zika-Virus nachgewiesen worden. Experten
in Thailand gehen davon aus, dass das Virus Auslöser für die
Schädelfehlbildung ist, wie das Gesundheitsministerium am Freitag
mitteilte. Das Virus sei bei den zwei Babys in Urin und Blut
nachgewiesen worden, sagte der Sprecher der Abteilung für
Krankheitsprävention, Vicharn Pawan, der Deutschen Presse-Agentur.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte Schwangeren wenige Stunden vor
der Bekanntmachung empfohlen, zehn Länder in Südostasien zu meiden.
Der Zika-Erreger kann bei Babys im Mutterleib zur Schädelfehlbildung
Mikrozephalie führen. Besonders betroffen sind aber Brasilien und
Kolumbien in Südamerika. Dort wurden bislang die allermeisten Fälle
von Missbildungen bei Babys durch das Zika-Virus gemeldet: rund 2000.

Von Mikrozephalie betroffene Kinder werden mit einem sehr kleinen
Kopf geboren. Folgen können geistige Behinderung und andere
schwerwiegende neurologische Störungen sein. Die Infektion wird durch
Mücken übertragen, Ansteckungen sind aber auch durch Sex mit
Infizierten möglich. Die Krankheit verursacht grippeähnliche
Beschwerden. Die allermeisten Fälle verlaufen glimpflich.

In Südostasien ist das Virus zwar seit Jahren präsent. Neue Fälle
wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt aus
Singapur, den Philippinen, Malaysia und Vietnam gemeldet. Aber kein
Land hatte bislang bei Babys mit Mikrozephalie eine Zika-Infektion
nachgewiesen. «Keine Panik», sagte der Sprecher. «Nicht alle Babys
von mit Zika infizierten Müttern werden mit Mikrozephalie geboren.»

Es sei unklar, ob es tatsächlich mehr Infektionen in Südostasien gibt
oder ob die Zahlen nur wegen höherer Aufmerksamkeit der Behörden
steigen, erläutert die US-Gesundheitsbehörde CDC. In vielen Ländern
seien Einheimische vermutlich immun. Dies gelte aber nicht für
Amerikaner - und andere Ausländer, die aus Ländern kommen, in denen
das Virus nicht präsent ist.

«CDC empfiehlt Schwangeren, nicht nötige Reisen in südostasiatische
Länder mit Zika-Infektionen zu verschieben», teilte die Behörde mit.

Sie nennt Thailand, die Philippinen, Indonesien, Malaysia, Myanmar,
Kambodscha, Vietnam, Laos, Brunei Osttimor und die Malediven.

In Deutschland wurden nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bis
August knapp über 100 Zika-Infektionen bei Reiserückkehrern
diagnostiziert. Die Gefahr für eine Ansteckung in Deutschland wird
von Experten derzeit als sehr gering angesehen - unter anderem, weil
die virusübertragende Gelbfiebermücke hier nicht vorkommt.