Homöopathische Mittel wirksam oder nicht? - Befürworter legen nach Von Vera Jansen, dpa

Der Streit zwischen Homöopathen und Schulmedizinern ist fast so alt
wie die Homöopathie selbst. Vor allem geht es um den Nachweis der
Wirksamkeit der Mittel. Ein Ende des Zwists ist nicht in Sicht.

Bremen (dpa) - Similia similibus curentur - Ähnliches wird durch
Ähnliches geheilt - ist für Homöopathen das Leitmotiv. Von Gegnern
werden Homöopathen oft als Quacksalber, Kügelchen-Verteiler oder auch
Scharlatane bezeichnet. Die Debatte wird von beiden Seiten emotional
und polemisch geführt. Die Alternativmediziner haben nun nachgelegt.

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) legte am
Freitag eine 60-seitige Untersuchung vor, die bereits vorhandene
Studien bündelt. Eine zusammenfassende Betrachtung klinischer
Forschungsdaten belege hinreichend einen therapeutischen Nutzen,
sagte die Ärztin Michaela Geiger, zweite Vorsitzende von WissHom, auf
einem Homöopathie-Kongress in Bremen. Die Schulmedizin lehnt die
Homöopathie ab, weil ihr wissenschaftliche Nachweise fehlen.

Im Februar startete die sogenannte Freiburger Erklärung. In dem
Netzwerk haben sich Ärzte, Apotheker, Tierärzte, Biologen und andere
Homöopathie-Kritiker zusammengeschlossen. Ihre Meinung: «Trotz der
Förderung durch die Politik und des Schweigens derer, die es besser
wissen müssten, ist und bleibt die Homöopathie ein Verfahren, das im
klaren Widerspruch zu gesicherten wissenschaftlichen Grundlagen
steht.» Homöopathie sei eine sich hartnäckig haltende Glaubenslehre,

die weder als Naturheilkunde, noch als Medizin anzusehen sei.

In homöopathischen Mitteln ist die Wirksubstanz so stark verdünnt,
dass sie häufig nicht mehr chemisch nachweisbar ist. Warum die
Präparate trotzdem wirken sollen, erklärt die neue Untersuchung
nicht. In der Grundlagenforschung gebe es bislang keine Möglichkeit,
zu ergründen, wie die spezifischen Effekte zustande kommen, sagte
Michael Traut (Berlin) vom WissHom-Wissenschaftsteam.

Seit 2010 widmet sich WissHom dem Nachweis der homöopathischen
Wirkung. In der neuen Untersuchung wurden nach Angaben von WissHom
unter anderem randomisierte kontrollierte klinische Studien,
Meta-Analysen und Grundlagenforschung ausgewertet und
zusammengefasst. Mehr als hundert Quellen werden darin zitiert.

In Deutschland praktizieren über 7000 Ärzte mit homöopathischer
Ausbildung. Der Zuspruch in der Bevölkerung ist groß. Ein Grund dafür

seien oft enttäuschende Erfahrungen mit der Schulmedizin, meint Prof.
Norbert Schmacke vom Institut für Public Health und Pflegeforschung
an der Bremer Universität. Die Homöopathie werde konsultiert, immer
wenn «Kranke sich nicht verstanden fühlen, in der Regel bei
chronischen Erkrankungen für die es keine Patentrezepte gibt.» Aber
auch Empfehlungen von Freunden und die Angst vor Nebenwirkungen
führten die Menschen in die Praxen.

Gesundheitsexperte Schmacke, der zu den Unterzeichnern der Freiburger
Erklärung gehört, kritisiert: «Die Homöopathen versteigen sich, das
s
sie die Einzigen sind, die Krankheiten heilen können. Das behaupten
sie für Krebs, für Schlaganfall, eigentlich für alles.»

Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens
(Grüne) rief die beiden Seiten zur Zusammenarbeit auf: «Es muss
endlich Schluss sein mit dem unnützen Streit zwischen Schulmedizin
und Homöopathie. Denn er schadet den Menschen nur.» Die
Streitparteien sollten im Interesse ihrer Patienten gemeinsame Wege
gehen. Überzogene Heilsversprechen durch alternative Therapien dürfe
es dabei ebenso wenig geben wie nicht notwendige Operationen.