Die Generation Streaming-Dienst entdeckt den Sport Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Yoga, Hanteltraining, Klettern - wer sich für den Frühling fit machen
will, findet mittlerweile eine fast unüberschaubare Auswahl an
Sportangeboten. Startups machen sich zunutze, dass sich da so mancher
lieber nicht festlegen will.

Köln (dpa) - Ein Morgen, ein Hinterhof, hohe Decken, zweite Etage.
Yogalehrer Frank Schuler bewegt sich barfuß an Matten und den
daraufliegenden Körpern vorbei. Die Stadt drumherum dürfe jetzt etwas
«wegschwimmen», erklärt Schuler, was mitten im manchmal etwas rauen
Köln gar nicht so leicht sein dürfte. Schuler sagt dabei ständig
«Du», obwohl er gar nicht direkt mit jemand redet, sondern der ganzen
Gruppe Anweisungen gibt. «Lord Vishnus Couch» ist ein Yogastudio, das
in mancher Hinsicht im Trend liegt.

Seit Neuestem experimentieren Schuler und seine Leute mit einem
System, das sich vor allem in größeren Städten ausbreitet. Die
Angebote heißen «somuchmore», «Daytraining», «My Fitness Club
» oder
«Urban Sports Club». Mit letzterem Startup kooperiert «Lord Vishnus
Couch». Das Geschäftsmodell: Man wird Mitglied bei nur einem der
Online-Anbieter, kann aber zig unterschiedliche Sportclubs, von Yoga
über Pilates bis Kampfsport oder klassische Fitnessgeräte nutzen.

In dem Kölner Yogastudio - und bei den anderen Partnerclubs - scannen
Mitglieder von «Urban Sports Club» einen QR-Code mit ihrem Smartphone
ein und können damit einchecken. Eine längere Mitgliedschaft im
Studio ist nicht notwendig. Das System läuft parallel zur
Stammkundschaft.

Ob sich so ein Flatrate-Modell für Freizeitsportler finanziell lohnt,
hängt etwas von den persönlichen Vorlieben ab. Es lässt sich
jedenfalls beobachten, dass sich in den Sportstudios - auf die im
Frühjahr traditionell viele Menschen mal ein Auge werfen - ein Modell
entwickelt, das schon andere Wirtschaftszweige umgekrempelt hat. Ziel
sind Leute, die sich nicht für einen einzelnen Anbieter entscheiden
wollen - oder können. Es soll so viele Optionen wie möglich geben.
Musik- und Video-Streaming-Dienste lassen grüßen.

Prinzipiell könnte man mit dem Abo zuerst auf der Yogamatte üben und
danach ein paar Kilometer weiter im Mülheimer Studio «Sports»
Gewichte stemmen. Wer weiß, wie anstrengend Yoga sein kann, käme nie
auf diese Idee. Aber sie steht als Möglichkeit im Raum.

«Was wir momentan in vielen gesellschaftlichen Bereichen schätzen,
ist eine gewisse Unverbindlichkeit, eine Flexibilität und die
Möglichkeit, Dinge auszuprobieren», sagt der Zukunftsforscher Prof.
Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung in Hamburg. «Ich glaube, dass
ein Markt dafür da ist, weil es ein Stück weit unserem Zeitgeist
entspricht.»

Die Lust am Ungefähren hängt wohl auch mit dem Internet zusammen. Und
mit dem Erwachsenwerden einer Generationen, für die es
selbstverständlich ist. «Die Generation Y, unter der man in etwa die
15- bis 30-Jährigen zusammenfasst, ist die erste Generation, die groß
geworden ist mit der digitalen Welt und den Tausenden Möglichkeiten,
sich zu jeder Zeit und an jedem Ort Informationen zu holen», sagt der
Soziologe Klaus Hurrelmann. Informationen bedeuten zugleich Optionen.

Hurrelmann glaubt, dass es für die jungen Erwachsenen quasi zu einer
«zweiten Natur» geworden ist, sich lieber nicht zu früh festzulegen -

auch weil sie sich nicht immer sicher sein konnten, locker einen
guten Job zu finden. Diese Beobachtung, die nicht wenige teilen, hat
ihnen den Ruf eingebracht, etwas entscheidungsschwach zu sein. Man
kann es aber auch positiv formulieren. «Die Grundkompetenz, mit so
vielen Optionen überhaupt umgehen zu können, die hat nur diese junge
Generation», sagt Hurrelmann. Zum Teil genieße sie es auch, von
Möglichkeiten überschwemmt zu werden.

Dass man bei einem nüchternen Blick feststellen dürfte, aufgrund von
Zeit und Entfernung gar nicht all die angebotenen Sportclubs betreten
zu können, spielt dabei keine so ganz große Rolle. «Es ist wichtiger

das Angebot zu haben als die Nutzung», meint Zukunftsforscher Ulrich
Reinhardt. Das sei ähnlich wie beim Sommerurlaub auf Mallorca. Da
schauten viele, ob das Hotel auch einen Tennisplatz habe. «Obwohl wir
eigentlich schon wissen, dass wir im Sommer auf Mallorca nicht Tennis
spielen werden», sagt Reinhardt. «Hauptsache der Tennisplatz ist da.»

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