82-Jährige vergewaltigt und getötet - Mordprozess ohne Publikum
Ein 20-Jähriger soll eine hochbetagte Nachbarin sexuell missbraucht
und ihr dann die Kehle durchgeschnitten haben. Der Prozess hat
begonnen - wird aber ohne Öffentlichkeit zu Ende gehen.
Mühlhausen (dpa) - Hinter verschlossenen Türen hat der Prozess gegen
einen 20 Jahre alten Krankenpflege-Azubi wegen der Vergewaltigung und
Ermordung einer 82-jährigen Frau begonnen. Vor dem Landgericht im
thüringischen Mühlhausen wurde am Montag allerdings nur die Anklage
in öffentlicher Sitzung verlesen. Die weitere Verhandlung erfolgt
ohne Publikum, wie die Richter entschieden. Der 20-Jährige soll seine
betagte Nachbarin Ende Mai 2015 in Oldisleben erst vergewaltigt und
ihr dann die Kehle durchgeschnitten haben. Die Ermittler waren durch
eine Speichelprobe auf seine Spur gekommen.
Das Gericht folgte bei der Entscheidung, die Öffentlichkeit
auszuschließen, einem Antrag der Verteidigung. Diese hatte ihren
Antrag damit begründet, dass eine Strafe nach dem Jugendstrafrecht zu
erwarten sei. «Die Intimsphäre des Angeklagten ist zu schützen und
eine Bloßstellung zu verhindern», sagte der Vorsitzende Richter der
Jugendstrafkammer, Jürgen Schuppner. Der Angeklagte wolle sich zu den
gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern.
Bei der Verlesung der Anklageschrift durften die zahlreichen
Zuschauer - darunter zwei Angehörige des Opfers - jedoch im Saal
bleiben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20-Jährigen vor, seine
pflegebedürftige Nachbarin zweimal vergewaltigt und anschließend
getötet zu haben. Nach einem Disco-Besuch soll der
Krankenpflege-Azubi ins Schlafzimmer der Frau eingedrungen sein.
Bereits nach der ersten Vergewaltigung soll er sich entschlossen
haben, sein Opfer zu töten.
Nachdem es ihm nicht gelungen war, die Frau zu erwürgen, soll er ihr
mit der Faust ins Gesicht geschlagen und dabei das Nasenbein
gebrochen haben. Mit einem 15 Zentimeter langen Messer soll er ihr
dann sechsmal in den Hals gestochen und dabei die Kehle
durchschnitten haben.
«Woher das Messer stammt, ist bisher unklar», sagte Dirk Germerodt,
Sprecher der Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Die Verletzungen des
Opfers ließen auf eine starke Gegenwehr schließen. Das bisherige
psychiatrische Gutachten gehe von einer uneingeschränkten
Schuldfähigkeit des bisher nicht vorbestraften Angeklagten aus.
Auch im Falle einer Verurteilung nach Jugendstrafrecht drohen dem
20-Jährigen bis zu 15 Jahre Haft. Das Höchstmaß für Heranwachsende,
die wegen Mordes verurteilt werden, ist 2012 von 10 auf 15 Jahre
heraufgesetzt worden. Voraussetzung ist, dass eine besondere Schwere
der Schuld feststellt wird.
Die Jugendstrafkammer hat zunächst sechs Prozesstage geplant. Ein
psychiatrischer Sachverständiger und zwei Gerichtsmediziner sowie die
Jugendgerichtshilfe sollen gehört werden. Die Mutter des Angeklagten
soll bis zu ihrer Befragung nicht an der Verhandlung teilnehmen
dürfen.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.