Dicke Luft in Stuttgart: Smog-Alarm soll Verkehr in Autostadt bremsen Von Oliver Schmale, dpa
Der Kampf für saubere Luft ist eine zähe Angelegenheit. Nun will
Stuttgart mit dem Smog-Alarm den Verkehr ausbremsen. Der Deutschen
Umwelthilfe reicht das nicht. Denn die Politik setzt beim Verzicht
auf das Auto auf Freiwilligkeit.
Stuttgart (dpa) - Stuttgart will seinen Titel als Hauptstadt der
schlechten Luft in Deutschland endlich loswerden. Seit Jahren kämpft
die Kommune gegen hohe Feinstaub- und Stickstoffdioxidwerte an - mit
bislang mäßigem Erfolg. Es gibt Tempo 40 auf einzelnen
Ausfahrtstraßen, ein Durchfahrtverbot für Lastwagen und eine
Umweltzone. Es ist sogar schon einmal eine Kehrmaschine gegen
Feinstaub eingesetzt worden. Jetzt versucht die Autostadt einen neuen
Weg, um das Problem in den Griff zu bekommen: Ab Januar kann
Feinstaub-Alarm ausgerufen werden - per Anzeigetafel am Straßenrand
und im Radio.
Probleme mit der Luft gibt es zwar auch in Berlin, Frankfurt/Oder
oder in Leipzig. Aber nirgendwo sonst in Deutschland werden die
Feinstaub-Grenzwerte so oft überschritten wie in Stuttgart.
Für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist der Appell, freiwillig aufs
Auto zu verzichten und Bus oder Bahn zu fahren, aber kein großer
Wurf. Der Verkehr müsse drastisch reduziert werden, forderte DUH-Chef
Jürgen Resch am Freitag - und zwar mit kurzfristigen Maßnahmen.
Beispielsweise Fahrverbote anhand der Endzahlen auf den Kennzeichen -
wie es sie schon in Paris gab - oder die «Aussperrung schmutziger
Dieselfahrzeuge».
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stand in
der Vergangenheit schon häufiger in der Kritik von Autolobby und
Wirtschaft, als er sich für eine City-Maut stark machte. Davon ist
nun keine Rede mehr, wenn es um die Reduzierung des Verkehrs geht.
«Ich laufe nicht mehrfach gegen dieselbe Wand», sagte der Minister am
Freitag bei der Vorstellung des Konzepts zum Feinstaub-Alarm.
Stuttgarts grüner Oberbürgermeister Fritz Kuhn machte aber deutlich,
dass es nicht bei freiwilligen Maßnahmen bleiben könne, sollte das
nun vorgestellte Konzept nicht greifen. Er forderte die
Verantwortlichen in Berlin auf, die gesetzlichen Möglichkeiten für
eine City-Maut oder eine Nahverkehrsabgabe zu schaffen.
Vor allem die Kessellage sorgt in Stuttgart für Schwierigkeiten mit
den Schadstoffen in der Luft. Bei einer bestimmten Wetterlage gibt es
Probleme beim Luftaustausch. Stuttgart habe aber auch durch den
Verkehr mit die höchsten Stickstoffdioxid-Werte, klagt Resch, der für
seine Kritik an den Autoherstellern bekannt ist.
Er attackierte in der Vergangenheit oft auch Daimler. Eine Tochter
des Fahrzeugherstellers spielt bei dem nun vorgestellten Konzept zum
Feinstaub-Alarm auch eine Rolle. Das Unternehmen Moovel hat eine App
entwickelt, mit deren Hilfe man die verschiedenen Mobilitätsangebote
von Bus, Bahn, Taxi oder Carsharing verknüpfen kann. Auch Fahrscheine
können damit gelöst werden. Hat ein Fahrgast die App gekauft, dann
kosten ihn Einzeltickets für den Stuttgarter Nahverkehr während der
ersten beiden Feinstaub-Alarme nur die Hälfte.
Wie es nun weitergeht, hängt auch davon ab, welche Wirkung das nun
vorgestellte Konzept zum Feinstaubalarm bringt. Maßstab ist unter
anderem, ob der EU-Feinstaub-Grenzwert an der Messstation Neckartor
von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft künftig eingehalten werden
kann. An 35 Tagen sind Überschreitungen erlaubt. Oberbürgermeister
Kuhn (Grüne) sagte, entweder es werde geschafft, in den nächsten zwei
Jahren darunter zu bleiben. Wenn das nicht gelinge, müssten «andere
ordnungspolitische Maßnahmen» her. Dann kommen womöglich wieder die
ungeliebten Fahrverbote auf die Tagesordnung.
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