Mediziner: Partikeltherapie gegen Krebs ist ausgereift Interview: Carolin Eckenfels, dpa

Bislang gab es die innovative Partikeltherapie gegen Krebs nur in
Heidelberg. Nun auch in Marburg. Bis die Anlage die anvisierte
Patientenzahl erreicht hat, wird es aber noch dauern.

Marburg/Heidelberg (dpa) - Auf die Partikeltherapie gegen Krebs
setzen Kranke wie Ärzte große Hoffnungen. Nach langer Verzögerung
wird die Behandlungsmethode nun auch am Uni-Klinikum in Marburg
angewendet - im Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT). Was die
Partikeltherapieanlage kann, und wo noch geforscht werden muss,
erklärt der Strahlenmediziner und MIT-Geschäftsführer, Jürgen Debus
,
im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er hat bereits Erfahrungen
mit einer Anlage am Heidelberger Uni-Klinikum.

Frage: Ist die Therapie für Tumor-Patienten die letzte Rettung?

Antwort: Sie ist eine von mehreren Behandlungsoptionen. Damit haben
wir ein Verfahren in den Händen, das uns zusätzliche Möglichkeiten
gibt und mit dem wir die Strahlentherapie ganz individualisiert, auf
den Patienten angepasst, gestalten können. Die konventionelle
Strahlentherapie kann das heute auch schon sehr gut, aber es gibt
immer wieder Situationen, wo sie an Grenzen gerät. Etwa dort, wo sehr
empfindliches Gewebe in der Nähe ist. Wir kommen dann manchmal mit
der konventionellen Therapie nicht auf die nötige Dosis, ohne das
gesunde Gewebe zu gefährden.

Frage: Die Ionenstrahl-Therapie ist innovativ - ist sie überhaupt
schon ausgereift? Immerhin wird ja auch noch viel geforscht.

Antwort: Die Technologie ist ausgereift. Aber wenn wir zum Beispiel
neue Erkrankungsfelder behandeln, dann machen wir das in Form von
Studien. Forschung klingt dabei immer ein bisschen nach Experiment.
Doch das ist natürlich nicht der Fall, sondern alle Patienten
erhalten eine Therapie, mit der wir sie heilen wollen. Und dann sind
da die Fälle, bei denen die Bestrahlung eine normale, rein klinische
Behandlungsmethode ist. Für Kinder zum Beispiel ist sie eine
zugelassene Indikation. Oder für bestimmte Schädelbasis-Tumore.

Frage: Was sind die ersten Erfahrungen in Marburg?

Antwort: Wir haben jetzt die ersten Patienten bestrahlt, ihre
Therapie ist aber noch nicht beendet. Das läuft alles sehr ruhig ab.
Trotzdem tut man gut daran, dass man bei einem neuen Projekt die
Patientenzahlen nicht innerhalb weniger Wochen hochfährt. Wir denken,
dass wir in zwei, drei Jahren 700 Patienten jährlich behandeln
können. Wenn man dann optimistisch weiterblickt, ist man bei ungefähr
1000 Patienten pro Jahr. Vor vielen Jahren, bei der ursprünglichen
Kalkulation, wollte man über 2000 Menschen bestrahlen, weil dann die
Therapie preiswerter wird. Aber ich glaube, dieses Wettrennen ist
mittlerweile vorbei.

ZUR PERSON: Jürgen Debus (51) behandelt schon seit längerem am
Heidelberger Uni-Klinikum Tumorpatienten mit der dortigen
Partikeltherapieanlage. Debus ist dort unter anderem Direktor der
Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie.

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