«Kein Geflügel zu Weihnachten» - Die Angst vor der Vogelgrippe Von Irena Güttel, dpa
Gesperrte Höfe, Tausende getötete Puten - die Vogelgrippe hat eine
niedersächsische Geflügelhochburg erreicht. Bisher ist das Virus nur
auf einem Hof nachgewiesen. Doch in der Region geht die Angst um.
Barßel (dpa) - Eine Absperrung blockiert die Straße. Polizisten
stoppen jeden, der sich dem Geflügelhof nähern will. Männer in weiß
en
Schutzanzügen laufen auf dem Gelände hin und her. Ein Radlader fährt
aus einem Stall, die Schaufel voll mit toten Tieren. 19 000 Puten
lässt der Landkreis Cloppenburg an diesem Tag auf dem Hof in Barßel
töten. Unter ihnen war die hochansteckende Vogelgrippe ausgebrochen.
Eine Hiobsbotschaft für die Bauern so kurz vor Weihnachten. Es ist
der erste Fall in Niedersachsen - und das auch noch im Kreis
Cloppenburg, einer der Geflügelhochburgen des Bundeslandes. Etwa 162
000 Menschen leben hier und 13,5 Millionen Hühner und Puten. Das Land
ist flach, die Orte klein. Äcker und Massentierhaltung prägen die
Landschaft.
Auch der betroffene Hof in Barßel ist einer dieser Mega-Ställe.
Elisabeth Wilpert hat ihn täglich vor Augen. Ihr Familienbetrieb,
eine Kälberzucht, liegt nur wenige Hundert Meter entfernt. Auch wenn
ihre Tiere nichts zu befürchten haben, besorgt ist sie trotzdem. «Wir
haben es jetzt direkt vor der Haustür.» In der Gegend gibt es mehrere
Geflügelhalter, deren Höfe nun gesperrt sind. In einem benachbarten
Betrieb sollen vorsichtshalber 12 000 Puten getötet werden. Im
schlimmsten Fall könnten sich allein in der unmittelbaren Umgebung
bis zu 200 000 Tiere infiziert haben.
Das ganze Ausmaß wird sich jedoch erst in den nächsten Tagen zeigen.
Beim Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in
Oldenburg untersuchen Mitarbeiter zurzeit Proben von Tieren aus allen
Betrieben, die in den letzten drei Wochen Kontakt zu dem Hof in
Barßel hatten. «Wenn es sein muss, wird auch nachts und am Wochenende
gearbeitet», sagt Eberhard Haunhorst, Präsident des Amtes. Denn die
Auswirkungen des Erreger-Subtyps sind fatal. «Die Todesrate ist
relativ hoch.»
Beim Veterinäramt im Kreis Cloppenburg steht das Info-Telefon am
Dienstag nicht still. Der Landkreis hat einen Krisenstab
eingerichtet. «Wir versuchen alles, damit sich das Virus nicht weiter
ausbreitet», sagt Kreissprecher Frank Beumker. Bauern dürfen im
gesamten Landkreis kein Geflügel mehr transportieren. Eine
Stallpflicht gilt bereits seit Ende November. Wie sich die Pute in
Barßel mit dem H5N8-Virus anstecken konnte, ist deshalb unklar.
Josef Grave wundert der Vogelgrippe-Ausbruch jedoch nicht. Der
Rentner hat viele Jahre als Betriebshelfer auf Bauernhöfen
gearbeitet. Heute mäht er nur noch das Gras seiner Nachbarn in
Barßel. «Das ist sicherlich eine Folge von Massentierhaltung», meint
er. «Die Entwicklung in der Landwirtschaft geht ja zu immer größer
und rationeller. Vielleicht ist man an einer Grenze angekommen.»
In Barßel hat sich der Vogelgrippe-Fall innerhalb weniger Stunden
herumgesprochen. Elisabeth Wilpert war am Vormittag beim Friseur und
hat einige Gespräche aufgeschnappt. «Viele werden vorsichtiger. Sie
sagen, dass es Weihnachten bei ihnen kein Geflügel geben wird.» Für
die Verbraucher besteht nach Angaben des niedersächsischen
Bauernverbands zwar keine Gefahr. Doch das beruhigt selbst im
ländlichen Kreis Cloppenburg nicht jeden.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.