Hunde, Pferde und Äffchen als Seelentröster Von Christina Sticht, dpa

Ein Tier gibt keine Widerworte und erteilt keine guten Ratschläge.
Auch aus diesem Grund können Vierbeiner Helfer bei der Therapie
psychisch kranker Menschen sein.

Hannover (dpa) - Es sind nur kurze Momente der Begegnung: Einmal im
Monat fahren Psychiatriepatienten aus Hannover in den Serengeti-Park
in der Lüneburger Heide, wo sie Giraffen füttern oder Äffchen
streicheln dürfen. Die Besuche im Tierpark legten verschüttete
Emotionen frei und hätten positive Effekte auf die Therapie, urteilt
der Leiter des Projekts, Andreas Wessels. Um wissenschaftliche Belege
dafür zu finden, begleitet die Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
die Ausflüge ihrer Patienten mit einer auf fünf Jahre angelegten
Studie.

Die tiergestützte Therapie boomt bundesweit: Private Anbieter suchen
mit Hunden oder Meerschweinchen Demenzkranke in Heimen auf, geistig
beeinträchtigte Kinder gehen zum therapeutischen Reiten, und
depressiven Menschen sollen Spaziergänge mit einem Lama am Führstrick
helfen. Vor drei Jahren stiegen drei MHH-Patienten sogar ins Becken
zu den Seelöwen vom Circus Krone und ließen sich durchs Wasser
ziehen. Dies erinnerte an die umstrittene Delfin-Therapie, bei der
langfristige positive Effekte von Forschern bisher nicht nachgewiesen
werden konnten.

In der Uniklinik Hannover gibt es auch im Alltag einen tierischen
Begleiter. Stationshündin Juli wurde für ihre Aufgaben speziell
ausgebildet. «Sie wird von den Patienten als Trösterin und Zuhörerin

erlebt», berichtet Psychotherapeut Wessels. Darüber hinaus fordere
der Beagle die Patienten aktiv zum Spielen auf, etwa wenn er einen
Ball hinlegt. «Tipps und Ratschläge helfen psychisch kranken Menschen
oft nicht weiter. Ein Tier fragt nicht jeden Tag: Wie geht es uns
denn heute?», beschreibt Wessels die Vorzüge des Vierbeiners.

Ingrid Stephan leitet das Institut für soziales Lernen mit Tieren in
Lindwedel im Heidekreis und engagiert sich im Berufsverband
Tiergestützte Therapie, Pädagogik und Fördermaßnahmen. «Die Akzep
tanz
für unsere Arbeit nimmt kontinuierlich zu. Was wir jetzt brauchen,
sind einheitliche Qualitätsstandards», sagt die Pädagogin, die seit
mehr als 20 Jahren Tiere unter anderem in der Arbeit mit behinderten
Kindern einsetzt. Wichtig sei eine vernünftige Qualifikation der
Anbieter, betont sie: «Wenn ich mit einem Autisten arbeite, kann ich
keinen fröhlich-distanzlosen Hund nehmen.»

Zu den vielen Anbietern zählt die Orenda-Ranch in Burglauer (Bayern),
die mit den Heiligenfeld-Kliniken in Bad Kissingen kooperiert. Ein
Schwerpunkt liegt auf der Lama-Therapie. «Die Lamas eignen sich gut
für ängstliche Menschen. Sie spüren, ob jemand unsicher oder klar
ist», sagt die Gründerin der Ranch, Birgit Appel-Wimschneider.

Die MHH veranstaltet an diesem Samstag in Hannover ein Symposium zu
Tieren als Helfern bei seelischen Erkrankungen. Dabei werden die
Geschäftsführer des Serengeti-Parks, Veronica Trussardi-Sepe und
Fabrizio Sepe, für ihr Engagement geehrt. Das Geschwisterpaar
ermögliche die kostenfreien Besuche der Patienten, teilte die MHH
mit. Als Laudator wird Ex-Bundespräsident Christian Wulff erwartet.

Positive Auswirkungen von Tieren auf die Gesundheit sind
unbestritten. Schon der berühmteste Arzt der Antike, Hippokrates,
berichtete vom heilsamen Rhythmus des Reitens. Laut einer US-Studie
verringert eine Katze im Haushalt die Gefahr, einen Herzinfarkt zu
erleiden. Allerdings übernehmen die Krankenkassen für tiergestützte
Therapien in der Regel keine Kosten, weil ihr therapeutischer Nutzen
aus Sicht der Versicherungen nicht ausreichend nachgewiesen ist.

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