Mediziner: Ausbruch von Ebola in Deutschland unwahrscheinlich Interview: Maren Hennemuth, dpa

Die schlechten Nachrichten reißen im Kampf gegen Ebola nicht ab.
Helfer warnen vor einer Ausweitung der tödlichen Krankheit. Muss ich
in Deutschland Angst vor einer Ansteckung haben?

Hamburg (dpa) - Nach neuen Rückschlägen im Kampf gegen Ebola wächst
die Sorge vor einer Ausbreitung der Seuche in Europa. Erstmals trat
in dieser Woche ein Fall einer Infektion außerhalb Westafrikas auf:
Eine Pflegehelferin steckte sich in Spanien bei einem Patienten an.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt der Mediziner
Prof. Bernhard Fleischer vom Bernhard-Nocht-Institut für
Tropenmedizin in Hamburg, warum es trotzdem keinen Grund zur Panik
gibt.

Frage: Muss man Angst vor einem Ebola-Ausbruch in Deutschland haben?

Antwort: Nein. Ich glaube gerade in Deutschland ist die Chance, dass
es einen Ausbruch gibt, außerordentlich gering oder gar nicht
vorhanden. Was natürlich passieren kann, ist, dass jemand ohne
Symptome einreist und hier erkrankt, wie es in den USA der Fall war.
Aber da ist Deutschland gut aufgestellt, es gibt Quarantänemaßnahmen
und eine schnelle Diagnostik, wir haben gute Krankenhäuser und gute
Ärzte. Eine Epidemie wird es hier keinesfalls geben. Ich denke, dass
wir hier in Europa sehr wachsam und aufmerksam sind.

Frage: Kann es passieren, dass ich mich im Flugzeug bei einem
Ebola-Erkrankten anstecke?

Antwort: Theoretisch ist das möglich. Wenn die Krankheit ausbricht,
wird man auch infektiös. So lange man aber keine Symptome hat, also
in der Inkubationszeit, ist das nicht der Fall. Erst wenn der Patient
erkrankt, also Fieber auftritt, ist die Infektionsgefahr gegeben. Und
wenn der Patient richtig schwer krank ist, ist er auch hochinfektiös.
Man muss aber Kontakt mit ihm oder mit seinen Ausscheidungen haben.
Alle Evidenz spricht gegen eine Übertragung durch die Luft. Darum ist
auch die Reproduktionsrate, also die Zahl derer, die ein Infizierter
im Durchschnitt ansteckt, vergleichsweise gering.

Frage: Können Sie das näher erklären?

Antwort: Ein Infizierter steckt im Durchschnitt eineinhalb weitere
Menschen an. Ein an Masern erkranktes Kind würde in einer
nicht-immunen Umgebung 15 Menschen anstecken. Masern ist also
zehnfach ansteckender, weil es durch die Luft übertragen wird. Das
ist bei Ebola nicht der Fall, man kann sich nur bei körperlichem
Kontakt anstecken oder im Kontakt mit Gegenständen, die der
Infizierte berührt hat, als er bereits schwer erkrankt war.

Frage: Aus Angst vor Ebola haben Reinigungskräfte am New Yorker
Flughafen La Guardia die Arbeit niedergelegt. Wie gefährlich ist es,
ein Flugzeug zu putzen?

Antwort: Ich würde sagen, dass es nicht gefährlich ist. Wenn man
putzt und Handschuhe trägt, kann einem nichts passieren. Das Virus
ist ja nicht in der Luft vorhanden. Nur wenn der Patient schwer krank
war und sich zum Beispiel erbrochen hat, geht von kontaminierten
Gegenständen eine Gefahr aus. Der Entdecker des Ebola-Virus hat
gesagt, dass er keine Probleme hätte, neben einem Infizierten in der
U-Bahn zu sitzen. Solange er sich nicht über ihn erbricht, hätte er
keine Sorge.

Frage: Geht von großen Menschenansammlungen in Flughäfen und
Bahnhöfen eine Gefahr aus?

Antwort: Theoretisch ist das möglich. Es ist aber extrem
unwahrscheinlich, weil das Virus nicht durch die Luft übertragen
wird. Man kann sich in Menschenansammlungen nur anstecken, wenn man
einen Erkrankten berührt, der äußerlich mit dem Virus kontaminiert
ist.

Frage: Sollte man von Reisen nach Afrika gänzlich absehen?

Antwort: Es gibt die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes (für
Guinea, Liberia und Sierra Leone). Das sind die Warnungen, die man
beachten sollte. Es gibt keinen Grund, generell nicht mehr nach
Afrika zu fliegen. Man muss natürlich verfolgen, ob es neue
Reisewarnungen gibt.

ZUR PERSON: Prof. Bernhard Fleischer (63) ist stellvertretender
Vorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM)
in Hamburg. Der Mediziner leitet zudem das Nationale Referenzzentrum
für Tropische Infektionserreger.

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