«Für Elise» - Alkoholiker-Drama mit Jasna Fritzi Bauer Von Teresa Tropf, dpa

Von der Macht des Alkohols erzählt Regisseur Wolfgang Dinslage in
seinem Familiendrama «Für Elise». Star des Arte-Films ist die
Newcomer-Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer. Sie spielt eine Tochter
in der Pubertät, die die Rolle der Mutter übernehmen muss.

Berlin (dpa) - Wenn ein Kind bei seiner Mutter darum betteln muss,
dass sie zum Elternabend geht, läuft etwas gehörig schief. «Du kannst

dich auf mich verlassen», sagt Elises Mama, während sie sich ein
neues Glas einschenkt. Sie ist alkoholkrank. Regisseur Wolfgang
Dinslage beleuchtet in seinem Spielfilm «Für Elise», am Freitag um
20.15 Uhr auf Arte, ein besonderes Mutter-Tochter-Verhältnis. Schon
zu Beginn ist die Situation der beiden verfahren. Das Familiendrama,
das mit dem Filmkunstpreis 2012 ausgezeichnet wurde, verliert keine
Minute und bleibt bis zum Ende dicht und intensiv.

Dinslage («Zurück zum Glück») schildert klischeefrei und in einer
fast melancholischen Stimmung, wie Mutter Betty (Christina Große) für
ihre 15 Jahre alte Tochter Elise (Jasna Fritzi Bauer) nicht mehr zu
erreichen ist - weder emotional noch physisch. Wie ihr geht es rund
2,6 Millionen Kindern in Deutschland, die Expertenschätzungen zufolge
bei alkoholabhängigen Eltern leben.

Etliche düstere Szenen zeugen von der Einsamkeit Elises: Oft ist der
Teenager allein in der dunklen Wohnung des Plattenbaus - Tag und
Nacht. Lediglich das Klavierspiel holt sie für eine kurze Zeit aus
dem Alltag, in dem ihre Mutter keine Miete mehr begleicht und
regelmäßig wechselnde Männerbekanntschaften mitbringt.

Dem Zuschauer beschert Elises Trost, das Klavier, viel klassische
Filmmusik. Geschickte Filmschnitte lassen nur erahnen, dass die
starke Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer (25, «Ein Tick anders»)
die Melodien vermutlich nicht selbst gespielt hat.

Wenn die verwitwete Krankenschwester Betty doch einmal zu Hause ist,
dann meist nur, um lärmende Hauspartys zu veranstalten. Das
Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist abgekühlt. Elise reagiert
bei Kleinigkeiten bereits drastisch und konsequent, was sie teils als
kühl wirken lässt. Doch sie weiß, dass mit ihrer Mutter auf anderen
Wegen schon lange nicht mehr zu reden ist.

Um ihr Mama muss sich Elise wie um eine pubertierende Tochter
kümmern, die sie selbst eigentlich noch ist, aber nicht mehr sein
kann: Elise ist abgeklärt, kindliche Gefühle lässt sie nicht zu. Erst

nach rund einer halben Stunde bekommt der Zuschauer ein erstes
Lächeln der Schülerin zu sehen. Und immer wenn man glaubt, die
Situation werde nun harmonischer, löst ein neuer Tiefpunkt Entsetzen
aus.

In ihrer erwachsenen Art passt sie perfekt zur neuen Bekanntschaft
ihrer Mutter: Ludwig (Hendrik Duryn, «Der Lehrer») ist ein sehr
ernsthafter alleinerziehender Vater - das Gegenteil von Elises
partywütiger Mutter. Für die alkoholkranke Frau entwickeln sich bei
Ludwig keine Gefühle. Allerdings schweißt die gemeinsame Sorge um
Betty und die Sehnsucht der Tochter nach einer Vaterfigur Elise und
Ludwig derart zusammen, dass sie sich ineinander verlieben - ein
garantierter weiterer Absturz für die Mutter.

Die Koproduktion von SWR, Arte und MDR lebt von der couragierten
Leistung des vielversprechenden Nachwuchstalents Jasna Fritzi Bauer.
Seit Juli 2012 ist sie festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater.
Schauspielerisch meistert sie nicht nur die Dramatik um ihre
Filmmutter, sondern auch das Liebeswirrwarr mit Ludwig, das natürlich
eskalieren muss.

Frei von jeglichen Stereotypen wird hier ein Charakter gezeichnet,
der stimmig und unerschrocken ist. Trotz aller Dramatik deprimiert
der Film nicht, löst kein Mitgefühl aus, sondern sucht ständig die
Konfrontation. Für Sentimentalitäten bleibt keine Zeit.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite