(KORR-Bericht) Baby statt Hantel: Beim Kanga turnt Mama mit Kind Von Irena Güttel, dpa (Foto - aktuell)
Madonna und Heidi Klum haben ihren Personal Trainer. Mareike Böhmel
braucht nur ihr Baby. Beim Kanga schnallt sie es sich vor den Bauch.
Schwer, aber effektiv.
Delmenhorst (dpa/lni) - Mareike Böhmel beißt die Zähne zusammen. Sie
geht in eine tiefe Kniebeuge und wippt leicht auf und ab. Eigentlich
schon anstrengend genug. Doch die 29-Jährige hat ein paar Extra-Kilo
vorm Bauch: ihre Tochter Hanna. Das Baby steckt in einer Trage und
schläft, während Mama schwitzt. «Das ist schon schwer», sagt Böhm
el.
Und das muss beim Kangatraining auch so sein. Das zusätzliche Gewicht
soll den Schwangerschaftsspeck schneller schmelzen lassen und Muskeln
aufbauen.
Babys in Tragen oder Tüchern zu transportieren, finden viele Mütter
praktisch. Die Hände sind frei, und der Nachwuchs fühlt sich wohl.
Wieso das nicht auch beim Sport nutzen?, dachte sich die Wienerin
Nicole Pascher und entwickelte das Fitnessprogramm, das nach der
Kängurumutter bei Winnie Puuh benannt ist. Mittlerweile gibt es die
Kurse in mehreren Ländern und vielen deutschen Städten.
Pam Zurkuhle unterrichtet Kanga seit einiger Zeit in einem Tanzstudio
in Delmenhorst in der Nähe von Bremen. Auf dem Boden liegen Rasseln,
Kuscheltiere und Schnuller verteilt. Sechs Babys krabbeln zwischen
den Matten herum. Hanteln und andere Sportgeräte sucht man vergeblich
- unnötig. Nach dem Aufwärmen schnallen sich die Mütter ihre Kindern
vor den Bauch. Zurkuhle dreht die Musik auf. «Bauch einziehen,
Schultern tief», ruft sie. Los geht es mit Aerobic, danach folgen
einige Kraftübungen, dann wieder Aerobic.
Alles schonend für die Gelenke und den strapazierten Beckenboden,
aber alles andere als leicht. Johanna Orzessek lässt ihren Sohn Felix
auf den Beinen schweben und hebt den Oberkörper. Schweißtreibende
zehn Kilo wiegt der kleine Kerl, die Bauchmuskeln brennen. Die
28-Jährige stört das nicht: «Umso schwerer, umso besser», findet si
e.
Mit ihrer Sport-Begeisterung ist sie nicht allein. Nicht nur
Sporty-Moms wie Madonna und Heidi Klum, sondern auch viele ganz
normale Mütter wollen nach der Geburt schnell wieder in Form kommen.
An Angeboten mangelt es nicht: Pilates mit Kind, Mami und Baby-Yoga,
Buggyfit. Sogar Bundesliga-Sportverein Werder Bremen bietet Walking
mit Kinderwagen an, bei dem Frauen im Slalom ums Stadion cruisen oder
die Parkplatzeinfahrt rauf und runter hechten. «Die Idee fit trotz
Baby ist in den Köpfen angekommen», sagt die Sportpsychologin Marion
Sulprizio. Deshalb seien immer mehr werdende Mütter aktiv und blieben
es auch nach der Geburt.
Die Expertin von der Deutschen Sporthochschule in Köln warnt aber
auch vor falschem Ehrgeiz. «Man sollte nicht zu früh anfangen, und
die Rückbildung wirklich ernst nehmen.» Sonst kann es später Probleme
mit der Bauchmuskulatur oder dem Beckenboden geben. Das sieht auch
Julia Linge so, die «Fit dank Baby» in einem Bremer Geburtshaus
unterrichtet - ähnlich wie Kangatraining, aber mit Gurt statt Trage.
«Es ist wichtig, dass man sich bewegt und den Körper wieder spürt.»
Doch bloß nicht zu früh und auf keinen Fall die falsche Belastung.
Ihre Schwangerschaftspfunde hat Johanna Orzessek nach sechs Wochen
Kanga bereits abgeturnt. Das Training hat nach ihrer Ansicht noch
einen Vorteil: «Ich brauche keinen Babysitter.» Für Mareike Böhmel
ist es trotzdem die letzte Kanga-Stunde. Sie wird im September wieder
anfangen zu arbeiten. Aus der «Sporty Mom» wird dann eine «Working
Mom». Damit liegt sie ebenfalls voll im Trend.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.