Hochgefühl für wenig Geld - Wie gefährlich ist Crystal Meth? Von Steffen Trumpf, dpa

Bilder von Crystal-Meth-Süchtigen zeigen zombieähnliche Gesichter.
Dabei ist Methamphetamin keineswegs nur eine Droge für Junkies. Die
Konsumenten finden sich überall in unserer Leistungsgesellschaft,
berichtet ein Drogenexperte. Eine Modedroge ist der Stoff nicht.

Berlin (dpa) - Manche nennen sie Crystal, andere sprechen von
Pervitin oder einfach nur von «C»: die Droge Crystal Meth. Sie löst
Euphorie aus, ist günstig, sorgt aber auch dafür, dass Abhängige in
Extremfällen aussehen wie Darsteller aus Zombie-Filmen: Auf Bildern
starren einen Süchtige mit psychotisch dreinblickenden Augen,
eingefallenen Gesichtszügen und verfaulten Zähnen an. Warum tun sie
sich diese Tortur an? Und was macht die Droge im Vergleich zu anderen
Substanzen aus? Fragen und Antworten zu Crystal Meth:

Was ist Crystal Meth und was bewirkt es?

Crystal Meth wird künstlich hergestellt und vom Konsumenten meist
geschnupft oder inhaliert, seltener auch geschluckt. Die Basis der
kristallartigen Droge ist das Stimulanzmittel Methamphetamin. Die
Substanz löst ein euphorisches Hochgefühl aus. Die Leistungsfähigkeit

nimmt zu, das Schmerzempfinden sowie das Bedürfnis nach Schlaf und
Essen ab. «Amphetamine sind absolute Leistungsdrogen, die das genaue
Gegenteil von Cannabis und Alkohol bewirken», sagt der Drogenexperte
Rafael Gaßmann von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm.

Welche negativen Wirkungen hat die Droge?

Nervenzellen werden abgetötet, das Hirn wird geschädigt. Lässt die
Wirkung der Droge nach, können starke körperliche und geistige
Erschöpfung mit Gereiztheit, Depressionen und sogar
Selbstmordgedanken folgen. Die Droge macht sehr schnell aggressiv -
und abhängig, weil sich der Körper daran gewöhnt, sagt Gaßmann.
Crystal-Meth-Abhängige klagen häufig über erhöhte Körpertemperatu
r
und Schlafprobleme. Haare fallen aus, der Herzrhythmus ist gestört,
die Haut kratzt, vor allem im Gesicht. Zähne und Gebiss verfallen zum
sogenannten Meth-Mund. Langfristig eingenommen führt Crystal Meth zu
Psychosen. Schlimmstenfalls kann der Konsum der Droge zum Tod führen.

Wer nimmt Crystal Meth?

Eine Untersuchung zur Klientel der Droge gibt es laut Gaßmann nicht.
Dennoch ist sich der Drogenexperte sicher: «Alles deutet darauf hin,
dass sich das quer durch die Bevölkerung zieht. Das gilt für
Bäckereiverkäuferinnen und Auszubildende wie für Abgeordnete.» Auch

in Armeen könne die Substanz Verwendung finden. Ausschließen könne
man jüngere Jugendliche, da Crystal Meth anders als Alkohol und Tabak
nicht zu den Einstiegsdrogen zähle. Auch Rentner schließt Gaßmann
aus, weil sie nicht mehr im Berufsstress stehen.

Was unterscheidet Crystal Meth von anderen Drogen?

Sie ist besonders billig. Das liegt unter anderem an kurzem Transport
und einer Reinheit von 80 bis 90 Prozent, wodurch bereits kleinere
Mengen eine extreme Wirkung haben. «Kokain hat einen weiten
Transportweg und wird vielfach gestreckt auf dem Weg», sagt Gaßmann.
Crystal dagegen ist ein rein chemisches Produkt und kann so
theoretisch in Laboren weltweit hergestellt werden. In Deutschland
kommt es vermehrt aus der Grenzregion zu Tschechien, wird aber auch
im Inland oder in den Niederlanden hergestellt, sagt Gaßmann.

Ist Crystal Meth eine Modedroge?

Nein. Methamphetamin ist über 100 Jahre alt. Erste Forscher befassten
sich schon Ende des 19. Jahrhunderts damit. Im Zweiten Weltkrieg
wurde in Deutschland gezielt mit der Substanz gearbeitet, Pervitin
sollte Soldaten durchhaltefähiger und furchtloser machen und bekam
den Beinamen «Panzerschokolade». Nach dem Krieg etablierten sich
Amphetamine auch als Dopingmittel im Sport. Unter anderem der frühere
US-Tennisstar Andre Agassi gab in seiner Biografie zu, lange Zeit
Crystal Meth genommen zu haben. Bis 1988 gab es das Mittel sogar in
der Apotheke, berichtet Gaßmann - damals noch unter dem Namen
Pervitin. Als Arzneimittel sollte es gegen Konzentrationsschwächen
und chronische Müdigkeit helfen. Dann fiel Pervitin unter das
Betäubungsmittelgesetz.

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