175 Jahre B.Braun Melsungen: Von der Apotheke zur Pharma-Größe Von Timo Lindemann, dpa

Seit 175 Jahren steht der Name Braun Melsungen für Medizin und
Medizintechnik. Mittlerweile ist das Familienunternehmen ein Konzern
mit Milliardenumsatz, doch angefangen hat alles mit einer kleinen
Apotheke.

Melsungen (dpa) - In der Medizintechnik häufen sich die Megafusionen
und -übernahmen. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der
US-Konzern Medtronic seinen irischen Wettbewerber Covidien schlucken
will - für die immense Summe von rund 42,9 Milliarden Dollar (31,7
Mrd Euro). Unbeeindruckt von solchen Transaktionen ist die B.Braun
Melsungen AG. Als Familienunternehmen, das seit 175 Jahren besteht,
wird es von diesem Fusionskarussell nicht erfasst. Die Nordhessen
haben den Aufstieg zu einem Konzern mit Milliardenumsatz geschafft
und wollen ihre stabile Struktur nicht aufs Spiel setzen.

«Bei einem Privatunternehmen gibt es oft nicht die Möglichkeit, es zu
übernehmen. Häufig haben die Eigentümer nicht die Absicht, zu
verkaufen», erklärt Analyst Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler in
Frankfurt. B.Braun sei ein wichtiger Konkurrent börsennotierter
Unternehmen und werde ähnlich geführt wie ein börsennotierter
Konzern. «Nur die Anteilsstruktur ist eine andere.»

«B.Braun war und ist ein Familienunternehmen, in dem es auch
Familienmitgliedern immer wichtig war, Verantwortung zu übernehmen
und das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben», sagt
Firmenchef Heinz-Walter Große. Nach fast einem halben Dutzend
Generationen von Brauns ist er der erste Nicht-Braun an der Spitze
des Unternehmens.

Groß geworden ist B.Braun vor allem unter Ludwig Georg Braun. Der
frühere Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
(DIHK) stand bis 2011 rund 34 Jahre lang dem Unternehmen vor. Zu
Beginn waren es noch etwa 3000 Mitarbeitern und rund 517 Millionen
D-Mark Umsatz. Er baute B.Braun zu einem Konzern mit Milliardenumsatz
und Zehntausenden Mitarbeitern aus.

Seit 2011 setzt Große den Wachstumskurs seines Vorgängers fort. Unter
ihm knackte der Konzern 2012 erstmals die Marke von fünf Milliarden
Euro Umsatz. 2013 kletterten die Erlöse um knapp 122 Millionen auf
5,17 Milliarden Euro. Unter dem Strich wuchs der Konzerngewinn auf
315,5 Millionen Euro (2012: 288,6 Millionen Euro), das beste Ergebnis
in der Unternehmensgeschichte. Für 2014 prognostiziert der Vorstand
ein erneutes Umsatzplus zwischen drei und sieben Prozent.

B.Braun gehört zu den weltweit agierenden Medizintechnikherstellern,
einer der größten Konkurrenten sitzt ebenfalls in Hessen. Der
Dax-Konzern Fresenius aus Bad Homburg stellt Produkte für Dialyse,
Generika oder auch Infusionslösungen her. Er betreibt Krankenhäuser
und Dialysekliniken. Die Tochter Fresenius Medical Care, ebenfalls im
Börsen-Leitindex Dax vertreten, erwartet für 2014 ein Umsatzwachstum
von vier Prozent auf rund 15,2 Milliarden US-Dollar (heute 11,2 Mrd
Euro). Fresenius und B.Braun haben zuletzt mit harten Bandagen um die
Rhön-Kliniken gekämpft. Fresenius konnte wie gewollt einige Häuser
übernehmen, Ludwig Georg Braun sitzt nun im Rhön-Aufsichtsrat.

Vor genau 175 Jahren hatte Julius Wilhelm Braun mit der
Rosen-Apotheke in dem nordhessischen Städtchen angefangen. Am 23.
Juni 1839 kaufte er die Apotheke und legte damit den Grundstein für
den Konzern mit Niederlassungen in 61 Ländern und 50 000 Mitarbeitern
weltweit. Mittlerweile stellt B.Braun unter anderem Spritzen,
Nährlösungen und Pflaster her, aber auch Infusionspumpen und
3D-Operationsgeräte. Mit der «Braunüle» ist der Firmenname als fest
er
Begriff für eine Dauerkanüle in den Mediziner-Jargon eingegangen.

Das Unternehmen habe den Fortschritt in der Medizin mit
vorangetrieben, betont B.Braun-Chef Große. Die Strategie auch für die
Zukunft sei: «Neue Märkte zu erschließen und sich nicht von einer
Region abhängig zu machen, um auf diese Weise Krisen besser trotzen
zu können.»

Den «Braunianern» wird ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl
nachgesagt. «B.Braun ist ein guter Arbeitgeber. Es gibt
Tarifverträge, einen Betriebsrat und eine gute Sozialpartnerschaft»,
sagt Friedrich Nothhelfer, Leiter des Bezirks Kassel der
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Vor Jahren
rang B.Braun seinen Mitarbeitern am Stammsitz Mehrarbeit ab, sonst
sollte die Produktion nach Spanien verlegt werden. Der
Zukunftssicherungsvertrag - die Mitarbeiter müssen bis zu 40 Stunden
pro Woche arbeiten, dafür werden sie am Erfolg beteiligt, und
betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen - läuft in diesem
Jahr aus. Über einen neuen Vertrag wird verhandelt. «B.Braun ist ein
harter, aber sehr fairer Verhandlungspartner», sagt Gewerkschafter
Nothhelfer.

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