Das erste Wort: «Mama» - Sprechmaschine für Deutsches Museum Von Sabine Dobel, dpa

Eine Sprechmaschine, eine begehbare Zelle, ein Riesen-Kaleidoskop -
am Deutschen Museum erleben Besucher Wissenschaft und Technik
hautnah. Gut 100 Mitarbeiter in zwei Dutzend Werkstätten bauen und
restaurieren die vielfach einzigartigen Exponate.

München (dpa) - «Ahh» sagt er schon, mit einiger Fantasie könnte es

sogar «Mama» heißen. «Er hat gestern den ersten Ton abgegeben»,
berichtet Franz Huber stolz. Der Modellbauer ist mit seinen Kollegen
im Deutschen Museum in München dabei, die Sprechmaschine des
Erfinders Wolfgang von Kempelen nachzubauen. Die Konstruktion aus dem
18. Jahrhundert gilt mit einem Blasebalg als Lunge, einem Mund aus
Gummi und einer Zunge aus Elfenbein als erste funktionstüchtige
Konstruktion zur Sprachsynthese. Angeblich kann sie einen ganzen Satz
schaffen, wenn sie richtig bedient wird.

Tausende Besucher bummeln täglich durch das Museum mit 73 000
Quadratmetern Ausstellungsfläche - derweil schrauben, tüfteln und
basteln in gut 25 Werkstätten mehr als 100 Museumsmitarbeiter an
neuen Exponaten oder restaurieren alter Stücke.

«Das ist einzigartig, was wir da haben», sagt Modellbauer Wolfgang
Heinrich. Bildhauer, Drucker, Schreiner, Schlosser, Klempner,
Schneider, Maurer, Maler, Musikinstrumentenbauer, Buchbinder,
Elektriker, Restauratoren, Grafiker und IT-Experten arbeiten in den
Werkstätten zusammen, die laut Heinrich zu den größten eines Museums

weltweit zählen. An einem Tag der offenen Tür können an diesem
Samstag Neugierige einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Das Deutsche Museum, eins der weltgrößten
naturwissenschaftlich-technischen Museen und mit fast 1,5 Millionen
Besuchern im Jahr das meistbesuchte Deutschlands, hat rund 100 000
Exponate. Bis zu seinem 100. Geburtstag 2025 soll der 85 Jahre alte
Bau auf der Museumsinsel - mit Hilfe von Bundesmitteln - für 400
Millionen Euro komplett überholt werden.

Ständig werden Ausstellungen angepasst und aktualisiert, vor allem
die Jugend soll für Wissenschaft und Technik begeistert werden. Viele
Ausstellungsstücke sind erlebbar - und sie sollen so authentisch wie
möglich sein. Bei dem Modell einer Kalkofen-Szenerie ist die Wand aus
lauter winzigen Steinen aufgemauert, die fingernagelgroßen Ziegel auf
dem Hausdach sind gebrannt und von Hand bemalt.

«Die Messlatte im Deutschen Museum ist hoch», sagt der Leiter der
Bildhauerwerkstatt, Bernhard Küchle. Eine begehbare, 350 000-fach
vergrößerte menschliche Zelle sei eines seiner außergewöhnlichsten

Projekte gewesen - «weil es auch eine Materialschlacht war».
Tonnenweise Polyester ist in dem etwa sechs mal vier Meter großen
Modell verbaut, das nun seit zehn Jahren im Museum steht. Wegen der
Dämpfe seien die Mitarbeiter in Schutzkleidung wie Astronauten
unterwegs gewesen.

Derzeit arbeiten die Bildhauer an einem Diorama, einem Schaukasten
zur Landvermessung im alten Ägypten nach Nilüberschwemmungen. Figuren
aus Draht werden mit Gips überzogen, ein Maler sorgt für den
Hintergrund mit Pyramiden. Auf einer Arbeitsbank liegen unterdessen
Gipsköpfe zweier Mitarbeiter des Chemikers Justus Liebig, im Regal
sitzt ein großer bunter Käfer für die Abteilung Chemie - zum Thema
Pestizide. Eine laszive Filmdiva hält die Lampe über einem
Arbeitstisch. Sie war nach einer zeitlich begrenzten Ausstellung mit
originalen Filmkameras des Filmemachers Federico Fellini zu ihren
Erschaffern in die Werkstatt zurückgekehrt.

Nebenan arbeiten die Modellbauer an 27 Projekten gleichzeitig. Sie
tüfteln etwa an der Bespannung für die Tragflächen eines historischen

Flugzeugs. Winzige Brillen liegen in einer Schatulle. Die Gestelle
sind aus Blech gebogen - aber wie Gläser in die gerade einmal einen
Zentimeter großen Modelle bringen, die wie bei einer echten Brille
funkeln? Erst nach einer Weile hatte ein Kollege den zündenden
Einfall: die Gestelle in durchsichtigen Lack tauchen. «Kreativität
ist etwas, das braucht zeitlichen Spielraum», sagt Modellbauer Huber.

Das besondere «Baby» der Abteilung bleibt die Sprechmaschine. Ein
Orgelbauer arbeitete mit daran; das sensible Innenleben des Originals
aus dem 18. Jahrhundert wurde per Röntgen- und CT-Bild in einem
Krankenhaus erforscht. Jetzt ist das erste Testmodell einsatzbereit.
«Man braucht an die drei Wochen, bis man dieses Instrument annähernd
spielen kann», sagt Franz Huber. «Ich hoffe natürlich, dass das erste

Wort, das es sagt, Franz ist.»

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