Krankenhäuser in der Notaufnahme - Fresenius-Deal erhöht Druck Von Elke Pfeifer, dpa-AFX
Der harte Wettbewerb zwischen den Krankenhaus-Betreibern sorgt für
Bewegung auf dem deutsche Klinikmarkt. Vor allem kleine, kommunale
Kliniken stehen unter hohem Kostendruck. 2014 dürften weitere
Krankenhäuser den Besitzer wechseln.
Frankfurt/Main (dpa) - Die finanzielle Lage vieler Krankenhäuser
in Deutschland verschlechtert sich zunehmend. Jede zweite Klinik
schrieb 2012 Verluste, ermittelte jüngst das Deutsche
Krankenhausinstitut. Ein Jahr zuvor hatte ein Drittel über rote
Zahlen geklagt. Angesichts des Kostendrucks rechnen Experten vermehrt
mit Übernahmen und Zusammenschlüssen auf dem milliardenschweren
Krankenhausmarkt.
«Die hohen Personalkosten, der steigende Energieverbrauch und
nötige Investitionen sind für viele Krankenhäuser in öffentlicher
Trägerschaft und ihre Kommunen kaum mehr zu stemmen», sagt
Branchenexperte Christian Eckert von der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte.
Bereits 2013 sorgte ein Milliardendeal auf dem Klinikmarkt für
Wirbel: Der Medizinkonzern Fresenius kündigte den Kauf eines
Großteils des fränkischen Rhön-Klinikums an. Damit hat Fresenius nach
Einschätzung des Deloitte-Experten den Druck auf Wettbewerber wie die
Hamburger Asklepios und die Münchner Sana Kliniken massiv erhöht.
Diese müssten zwar nicht in Panik verfallen. «Es ist aber anzunehmen,
dass der Wille der beiden, durch Zukäufe weiter zu wachsen, zunehmen
wird» sagt Eckert.
Für gut drei Milliarden Euro will Fresenius Rhön die Mehrzahl der
Krankenhäuser abkaufen und mit der eigenen Kliniktochter Helios
zusammenführen. Mit einem Umsatz von knapp 5,5 Milliarden Euro
entstünde die mit Abstand größte Klinikkette Deutschlands. Auf Rang
zwei folgt Asklepios, danach Sana. Rhön verliert durch den Verkauf
den Großteil des Umsatzes und rutscht auf Platz vier.
Für Asklepios und den Medizintechnik-Anbieter Braun ist der Deal
ein herber Schlag. Asklepios fürchtet, bei der Privatisierung von
Kliniken gegen Helios ins Hintertreffen zu geraten. Braun wiederum
sieht seine Marktposition als Zulieferer für Kliniken in Gefahr. Die
Hessen konkurrieren mit der Fresenius-Sparte Kabi.
Mittlerweile klagt Braun gegen den Verkauf und Asklepios prüft, ob
sie mit vor Gericht ziehen. Wie sich der Verkauf auf den Wettbewerb
auswirkt, prüft aktuell das Bundeskartellamt. Ende Februar steht die
Entscheidung an. Mittlerweile ist der Eigner des
Medizintechnik-Unternehmens Braun mit einem Aktienanteil von mehr als
15 Prozent größter Rhön-Einzelaktionär - vor Rhön-Gründer Eugen
Münch. Auch Asklepios-Gründer Bernard Broermann und Fresenius sind an
Rhön beteiligt.
In der Branche wird derweil gerätselt, wie lange sich die «neue
Rhön» als eigenständiges Unternehmen halten kann. Für Boris Augurzk
y
vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)
ist der Konzern auch alleine überlebensfähig: «Mit einem Umsatz von 1
Milliarde Euro ist Rhön größer als die meisten nicht privaten
Kliniken.» Sebastian Krolop von der Managementberatung Accenture
sieht auf Rhön-Chef Martin Siebert eine schwierige Operation
zukommen: «Das deutlich kleinere neue Rhön-Klinikum steht ungewohnten
strategischen Herausforderungen gegenüber und muss zeigen, ob es
alleine auf eigenen Beinen erfolgreich wirtschaften kann.»
Jüngst machten Gerüchte die Runde, dass Asklepios am Rest von Rhön
interessiert sein könnte. Immerhin verfügt der Asklepios-Chef über
eine gut gefüllte Kriegskasse. Auch Sana-Chef Michael Philippi hatte
bekundet, er wolle «sehr aktiv» bei der Konsolidierung mitmischen. Im
vergangenen Mai hatten die Münchner bereits 90 Prozent am Klinikum
Offenbach übernommen. Hinter Sana stehen 31 private
Krankenversicherer, darunter die DKV, Signal und die Allianz.
Allesamt finanzstarke Unternehmen, die das haben was vielen
Krankenhäusern fehlt: Geld.
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