Krankheit verursacht Pferdesterben - Ahornsamen unter Verdacht Von Michael Kieffer, dpa
Manche Pferdebesitzer denken, Kriminelle hätten ihre Tiere vergiftet.
Doch hinter dem mysteriösen Sterben auf den Pferdekoppeln steckt eine
Krankheit, die erst allmählich erforscht wird. Experten scheinen der
Ursache jetzt näher gekommen zu sein.
Aachen/Düsseldorf (dpa) - Eine für Pferde tödlich verlaufende
Muskelkrankheit verbreitet bei Tierfreunden zunehmend Sorge. Es geht
um Pferde, die auf der Weide gehalten werden und plötzlich mit
Vergiftungserscheinungen verenden. In Nordrhein-Westfalen wurden
solche Fälle zuletzt etwa aus dem Raum Aachen bekannt. Auch Pferde in
der belgischen Provinz Lüttich und aus einem Gestüt in Hürtgenwald im
Kreis Düren sollen der mysteriösen Krankheit zum Opfer gefallen sein.
Der Name der Krankheit lautet «atypische Weidemyopathie» - wobei
der Begriff Myopathie für Muskelerkrankung steht. Tiermediziner gehen
inzwischen davon aus, dass das pflanzliche Gift Hypoglycin A hinter
den Erkrankungen steckt. Es ist zum Beispiel in den Samen des
Berg-Ahorn enthalten. Das würde erklären, weshalb nur Weidetiere
betroffen sind - und das vor allem jetzt im Herbst, wenn die
verwelkten Samen zu Boden fallen.
«Eine Vergiftung beginnt meist mit Schwitzen,
Koordinationsstörungen, Koliken und Muskelzittern», hieß es in einer
Mitteilung der Städteregion Aachen. Der Tierarzt Johannes Hörmeyer
vom Veterinäramt der Städteregion empfahl Pferdebesitzern, zu
überprüfen, ob Ahornbäume auf der Weide und in der Umgebung stehen.
Die Expertin Jessika Cavalleri von der Klinik für Pferde der
Tierärztlichen Hochschule Hannover sagt: «Es handelt sich um eine
sehr gefährliche Erkrankung, die meistens tödlich verläuft.» Die
Krankheit trete offensichtlich in Wellenbewegungen auf - in den
Jahren 2005 und 2009 seien besonders viele Fälle bekannt geworden.
Möglicherweise liege das an den Wetterbedingungen der jeweiligen
Jahre oder an schwankenden Toxinbelastungen der Bäume, vermutet
Cavalleri.
Nach verschiedenen Medienberichten sollen in den vergangenen
Wochen allein in Nordrhein-Westfalen Dutzende Pferde an der
atypischen Weidemyopathie verendet sein. Die Fachtierärztin für
Pferde Prof. Heidrun Gehlen von der Freien Universität Berlin spricht
von einer regional auffälligen Häufung in Nordrhein-Westfalen. Aber
weil die Krankheit nicht meldepflichtig ist, können weder
Wissenschaftler noch Behörden wie beispielsweise das Landesumweltamt
genaue Zahlen nennen. Und wenn über steigende Fallzahlen berichtet
wird, kann das auch daran liegen, dass die atypische Weidemyopathie
mittlerweile eher erkannt wird als noch vor einigen Jahren.
Die Universität im belgischen Lüttich, die mit der Forscherin
Dominique Votion zu den führenden Einrichtungen bei diesem Thema
gehört, hat bis Mitte November zwölf Fälle in Deutschland
registriert. Vermutlich gebe es aber viel mehr, bisher nicht
gemeldete Fälle, sagt Expertin Cavalleri - ebenso wie ihre Kollegin
Katja Roscher, Tierärztin an der Klinik für Pferde der Universität
Gießen.
Roscher weist auf immerhin einen beruhigenden Aspekt hin: «Auch
wenn die Erkrankung für die betroffenen Pferde meist tödlich endet,
gibt es zumindest keinerlei Hinweise darauf, dass sie auf andere
Pferde übertragen werden kann.» Um eine Tierseuche handelt es sich
also nicht.
Die atypische Weidemyopathie hat auch schon die Polizei auf den
Plan gerufen - so etwa im besagten Jahr 2009. Damals hatten etliche
Pferde auf einem Gestüt in Büren-Ahden (Nordrhein-Westfalen)
Vergiftungserscheinungen gezeigt, sechs der Tiere verendeten
schließlich. Der betroffene Pferdebesitzer schaltete die Polizei ein.
Erst die veterinärmedizinischen Untersuchungen ergaben, dass keine
kriminellen Machenschaften zum Tod der Tiere führten.
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