Celesio-Verkauf: Haniel schleift den Schuldenberg Von Erich Reimann, dpa
Die Duisburger Unternehmerdynastie Haniel kämpfte zuletzt mit
Milliardenschulden. Es gab nicht einmal mehr eine Dividende für die
Nachkommen des Firmengründers. Der Verkauf von Celesio soll dem
Familienclan nun den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.
Duisburg (dpa) - Befreiungsschlag bei Haniel: Die traditionsreiche
Duisburger Familiendynastie verkauft ihre Mehrheitsbeteiligung am
Pharmagroßhändler Celesio an den US-Konzern McKesson. Es ist ein
drastischer Einschnitt für den mehr als 650-köpfigen Familienclan.
Der Umsatz der Familienholding wird dadurch um gut vier Fünftel
schrumpfen - von mehr als 26 Milliarden auf vielleicht vier
Milliarden Euro, wie ein Blick in die Geschäftszahlen 2012 zeigt.
Doch mit dem Verkauf gelingt es Haniel-Chef Stephan Gemkow gut ein
Jahr nach seinem Amtsantritt, den Schuldenberg von zuletzt noch fast
zwei Milliarden Euro abzubauen, der das mehr als 250 Jahre alte
Unternehmen zu erdrücken drohte. Und: Haniel gewinnt endlich wieder
die Möglichkeit, sich neue Zukunftsfelder zu erschließen.
Seit 1756 machen die Haniels von Duisburg aus Geschäfte. Zunächst
mit Kolonialwaren, später lieferte das Unternehmen Eisen und Stahl
aus dem Ruhrgebiet in die Welt, betrieb Stahlwerke und Zechen, baute
Lokomotiven und Schiffe. Es erfand sich immer wieder neu, und
überlebte so Kriege, Inflationen und Währungsumstellungen.
Doch zuletzt lief in dem Familienimperium einiges schief. So
schief, dass die Nachkommen des Firmengründers in diesem Jahr
erstmals in Friedenszeiten auf eine Dividende verzichten mussten,
nachdem das Unternehmen für 2012 ein nie dagewesenes Minus von 1,9
Milliarden Euro ausweisen musste.
Schuld an der Krise war vor allem ein Deal. Im Jahr 2007 hatte
Haniel seinen Anteil am größten deutschen Handelskonzern Metro von
damals 18 auf 34 Prozent aufgestockt und sich dafür mit rund drei
Milliarden Euro verschuldet. Die Hoffnung, dass sich das
Großinvestment durch den anschließenden Verkauf von
Unternehmensteilen finanziell rechnen würde, erfüllte sich jedoch
nicht. Im Gegenteil: Die Metro-Aktie verlor drastisch an Wert und
zwang den Konzern zu Wertberichtigungen in Milliardenhöhe.
Die Folge: Die Familiendynastie war plötzlich kaum noch
handlungsfähig. Der größte Teil ihres Vermögens steckte in zwei
Unternehmen, die nicht mehr rund liefen: In der Metro, die unter der
Konjunkturkrise in weiten Teilen Europa litt, und dem
Pharmagroßhändler Celesio, der unter den vom Sparzwang geprägten
Gesundheitsreformen in verschiedenen Ländern ächzte.
Der Verkauf von Celesio könnte nun die Wende bringen. Zwar steckt
auch danach noch immer ein großer Teil des Familienvermögens in der
Metro, die ihren Aktionären zuletzt wenig Hoffnung auf eine Dividende
für das Rumpfgeschäftsjahr 2013 machte und in der Bilanz der
Familienholding nicht konsolidiert wird. Doch kann Gemkow wenigstens
damit beginnen, das Beteiligungs-Portfolio der Haniels wieder
ausgewogener zu gestalten.
Haniel will mit dem zurückgewonnenen finanziellen Spielraum
künftig kleine, erfolgreiche Unternehmen in attraktiven
Nischenmärkten aufspüren, übernehmen, mit seinem Management-Know-how
international auf Wachstumskurs bringen und so ihren Wert steigern.
«Wir wollen nicht jahrelang auf dem Geldsack sitzen, sondern
investieren», erklärt Haniel-Sprecher Dietmar Bochert.
Noch allerdings schwebt ein kleines Fragezeichen über dem Verkauf
der 50,01-prozentigen Celesio-Beteiligung und den damit verbundenen
ehergeizigen Zukunftsplänen. Denn erst einmal müssen die
Kartellbehörden dem Geschäft zustimmen. Außerdem will McKesson mit
seinem Übernahmeangebot mindestens 75 Prozent der Anteile einsammeln,
sonst platzt der ganze Deal. Das wäre bitter für Haniel.
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