Grüne wollen Veggie Day in Kantinen - Regierung: Fleisch gehört dazu Von Basil Wegener, dpa

Schnitzel statt Salat: Viele Bundesbürger, vor allem Männer, essen
mehr Fleisch als empfohlen. Die Grünen wollen einen vegetarischen Tag
pro Woche. Die Regierung hält dagegen: Fleisch gehöre zum Essen dazu.

Berlin (dpa) - Mit der Forderung nach einem fleischlosen Tag pro
Woche in Deutschlands Kantinen haben die Grünen heftige Gegenwehr von
Union, FDP und Linken auf sich gezogen. Nach den Vorstellungen der
Grünen soll ein sogenannter Veggie Day an die Tradition eines
fleischlosen Freitags anknüpfen und die Gesundheit, den Tier- und
Klimaschutz fördern. Schwarz-Gelb und Linke warnten vor einer
Bevormundung der Bürger. Damit ist das Reizthema Ernährung im
Bundestagswahlkampf angekommen.

Es sei gut vorstellbar, dass es jeden Donnerstag nur vegetarische
Gerichte gebe, sagte Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt
am Montag in Berlin. Dies werde bereits in mehreren Städten wie
Bremen und in Unternehmen so gehandhabt. «Man muss nicht jeden Tag
zwei Burger essen», sagte Göring-Eckardt. Dies entspreche ungefähr
dem durchschnittlichen Fleischkonsum der Bundesbürger - nämlich rund
60 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Zwang hin zum Veggie Day solle es keineswegs geben, betonte
Göring-Eckardt. Allerdings könne sie sich vorstellen, dass die
Politik es fördere, wenn der Speiseplan an diesen Tagen
abwechslungsreich gestaltet werde.

Fraktionschefin Renate Künast sagte der Deutschen Presse-Agentur,
als erstes solle es um die öffentlichen Kantinen gehen. So eine
Initiative werde gut ankommen: 60 Prozent der Deutschen seien zu
weniger Fleischkonsum bereit. «Es wird ja niemandem etwas verboten.»
Der «Bild»-Zeitung (Montag) sagte sie: «Ein Veggie Day ist ein
wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und
Wurst ernähren.»

Schon im Ende April beschlossenen Programm für die Bundestagswahl
bekräftigten die Grünen entsprechende, bereits früher aufgestellte
Forderungen: Der hohe Fleischkonsum erzwinge Massentierhaltung. Dies
lehnen die Grünen ab. «Öffentliche Kantinen sollen
Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und
veganen Gerichten und ein Veggie Day sollen zum Standard werden.»
Vegane Gerichte enthalten nicht nur kein Fleisch, sondern auch keine
anderen tierischen Produkte wie etwa Eier oder Milch.

FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle hielt dem in «Bild» (Dienstag)

entgegen, die Menschen seien klug genug, selbst zu entscheiden, wann
sie Fleisch und Gemüse essen. «Menschen ständig Vorschriften zu
machen, ist nicht mein Verständnis von Freiheit und Liberalität.»
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warnte in der Bielefelder «Neuen
Westfälischen» (Dienstag) vor einer «grünen Bundes-Verbots-Republik
».
Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Matthias Höhn, wetterte in
«Handelsblatt Online» gegen eine «grüne Erziehungsdiktatur».

Auch Bundesernährungsministerin Ilse Aigner (CSU) wandte sich
gegen den Grünen-Vorstoß. «Wir halten generell wenig von
Bevormundungen», sagte ein Sprecher. «Am Ende brauchen wir eine
ausgewogene Ernährung. Da gehört Fleisch dazu.» Der Bund unterstütz
e
aber, dass in Deutschland immer weniger Fleisch konsumiert werde.

Erst im Februar hatte die Techniker Krankenkasse eine Studie
vorgestellt, nach der viele Bundesbürger nach wie vor viel mehr
Fleisch und Wurst essen als empfohlen - vor allem Männer. Während nur
vier von zehn Frauen täglich Wurst oder Fleisch zu sich nehmen, sind
es demnach sechs von zehn Männern.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt seit langem,
sich vorwiegend mit pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Laut
einer vom Umweltverband WWF herausgegebenen Studie bewirkt hoher
Fleischkonsum zudem viel Landverbrauch und weit mehr Treibhausgase
als pflanzliche Ernährung. «Es geht tatsächlich auch ohne», sagte
Göring-Eckardt. Welcher Wochentag fleischlos bleibe, sei egal.

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