Huskies, Lolitas, Autotests - Keine Tore im ZDF-Sport-Spiegel Von Peter Hübner, dpa
Am Anfang war nicht das Sportstudio, sondern der Sport-Spiegel. Die
erste Sportsendung im ZDF informierte vor 50 Jahren das Publikum mit
Hintergrundberichten - auch über Autos. 1996 kam das Aus, für Fans
und Mitarbeiter ist das Magazin bis heute Kult geblieben.
Hannover (dpa) - Luxusprodukt und TV-Nische - der legendäre
«Sport-Spiegel» war beides. Das fast vergessene Fernsehmagazin mit
der unverwechselbaren Erkennungsmelodie flimmerte vor 50 Jahren am 2.
April 1963 - einen Tag nach dem ZDF-Start - als erste Sportsendung
über den Bildschirm. Das «Aktuelle Sportstudio», die
«Sport-Reportage» und die Bundesliga gab es damals noch nicht. Die
Sportfans wurden mit wöchentlichen Dokumentationen, Features und
Porträts informiert - anfangs in Schwarz-Weiß-Bildern und mit der
Absicht, nicht nur Tore und Jubel zu zeigen.
«Der Sport-Spiegel war Kult», sagte Marcel Reif. Der
Sky-Chefkommentator arbeitete Anfang der 90er-Jahre als
Redaktionsleiter für den TV-Klassiker. Er denkt mit großem Respekt
und spürbarer Sympathie an die Zeit der sorgfältig aufbereiteten
Hintergrund-Berichte zurück. «Das habe ich am liebsten gemacht. Es
war für mich die aufregendste und erfüllendste Zeit», erzählte Reif
.
Ob Huskierennen am Polarkreis, Probleme der Hermaphroditen in der
Leichtathletik oder Ökoschwindel bei Olympia - das ZDF leistete sich
drei Jahrzehnte den Luxus eines breiten Themenspektrums. Fester
Bestandteil war bis 1977 auch die Rubrik «Autotest» des beliebten
Moderators Rainer Günzler. Einige Testfahrten können noch auf You
Tube verfolgt werden.
Doch weder Günzler nach die anderen Moderatoren wie Alfons
Spiegel, Karl Senne oder Harry Valérien waren in der Lage, den
Quotenrückgang zu stoppen. Die Privatsender veränderten Mitte der
80er-Jahre die Sehgewohnheiten. Mach einer vierjährigen Pause gelang
auch Reif nicht die Wiederbelebung. «Da zählte ich auch zu den
Totengräbern», sagte der frühere ZDF-Mann, der danach zu RTL
wechselte. «Am Ende blieben die Zuschauer weg. Fernsehen ist aber,
wenn Leute zugucken.»
Die kritische Reportage-Sendung heimste viel Lob und Preise ein,
wurde aber vor 17 Jahren eingestellt. Gescheitert an den «Realitäten
der Medienwelt», wie der damalige Redaktionsleiter Michael Palme
bedauerte. «Mit dem Sport-Spiegel verlieren wir ein liebgewonnenes
Kind», sagte der 2010 verstorbene Palme. Mit der Folge «Herren, Gören
und Lolitas - Vermarktung von Sportlerinnen» fiel im Februar 1996
endgültig der Vorhang.
«Einen festen Sendeplatz für 45 Minuten Dokumentationen und
Reportagen, das ist in der heutigen Zeit nicht möglich», erklärte
ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz zu den Chancen einer Neuauflage.
«Sport im Fernsehen hat sich zu einem Live-Ereignis entwickelt. Und
der Trend zu mehr Events geht weiter», fügte er hinzu. Mit
Sondersendungen, etwa zum Thema Doping, erfülle der Sender das
Bedürfnis nach Hintergrundinformationen.
Sein früherer Kollege Reif sieht die Situation für
TV-Sport-Magazine etwas anders. «Die Live-Lawine hat vieles
erschlagen, aber der Hype um Live ebbt etwas ab. Das könnte wieder
etwas Platz schaffen für Hintergründiges», erläuterte der
Sky-Reporter seine «Hypothese» für die Zukunft. Immerhin laufen
derzeit beim NDR («Sportclub Extra») und WDR («Sport inside»)
Sendungen, die durchaus in der Tradition des «Sport-Spiegels» stehen.
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