Und immer wieder Haiti - Hans Christoph Buchs Lebensreise Von Klaus Blume, dpa

Er gilt als der große Reisende unter den deutschen Schriftstellern.
Seine Leser führt Hans Christoph Buch gern in ferne Weltecken,
bevorzugt nach Haiti. So auch in seinem neuem Roman, der zugleich
eine Zeitreise in die Jugend des Autors ist.

Berlin (dpa) - Die Anekdote ist schon etwas älter: «Herr Buch»,
soll Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld einmal gesagt haben, «wie viel
müssen wir Ihnen bezahlen, damit sie aufhören, über Tahiti zu
schreiben?» Gemeint war Haiti. Unseld ist längst tot, aber Hans
Christoph Buch hört nicht auf, Bücher über Haiti zu schreiben. Die
bitterarme Karibikrepublik ist für ihn eine Obzession, und auch in
seinem neuesten Roman kommt sie wieder vor.

«Baron Samstag oder das Leben nach dem Tod» heißt das Werk, und
der Titel spielt auf eine der zentralen Figuren des Voodoo-Kultes an:
Baron Samedi, den finsteren Herrn der Friedhöfe. Wie das Leben nach
dem Tod kommt Buch Haiti vor, als er es nach dem verheerenden
Erdbeben von 2010 besucht. Mehr als 230 000 Menschen kamen bei der
Katastrophe um, große Teile der Hauptstadt Port-au-Prince und der
südlichen Hafenstadt Jacmel wurden verwüstet. Buch erkennt sein Haiti
nicht mehr wieder. «Haiti gibt es nicht mehr. Unsere Götter haben uns
verlassen und sind nach Afrika zurückgekehrt», lässt er den betagten

Maler und Voodoo-Priester André Pierre sagen.

Der 1944 in Wetzlar geborene Autor ist Haiti auch familiär
verbunden. Sein Großvater war vor mehr als hundert Jahren dorthin
ausgewandert, hatte eine Haitianerin geheiratet und eine Apotheke
eröffnet. Die Apotheke in Port-au-Prince, beziehungsweise was von ihr
noch übrig ist, kommt auch jetzt wieder vor. Doch zunächst geht es in
dem als Roman-Kollage aufgebauten Werk nach Südfrankreich. Bei einem
Besuch des Klosters La Sainte Baume erinnert sich Buch an seine
Jugendjahre, als sein Vater Generalkonsul in Marseille war und er bei
den Mönchen dort die französische Sprache erlernte.

Der Autor springt also in der manchmal etwas verwirrenden
Erzählung zwischen Raum und Zeit. Der eigentlich relativ kurze Roman
ist in drei «Bücher» mit jeweils drei Kapiteln unterteilt. «Gott in

Frankreich» heißen die Kapitel über La Sainte Baume, «Haiti gibt es

nicht» diejenigen über das Erdbebenland. Das jeweils dritte Kapitel
steht unter der Überschrift «Das dritte Ufer des Flusses» und lädt

ein zu Exkursen in die Weltliteratur.

Da geht es in die 30er Jahre, also die Zeit vor Buchs Geburt, nach
Sanary sur Mer, einem beschaulichen Mittelmeerörtchen unweit von
Toulon. Dort lebten einige der Großen der Weltliteratur wie Thomas
und Heinrich Mann oder Berthold Brecht einige Jahre im Exil. Und dort
findet sich auch der exentrische amerikanische Schriftsteller William
B. Seabrook ein. Der hatte einen Bestseller über Haiti - «The Magic
Island» - geschrieben und darin erwähnt, dass er beim «alten
Apotheker Dr. Bouc» in einem Mansardenzimmer sein Manuskript ins
Reine schrieb. Da schließen sich also Kreise.

In einem weiteren Kapitel lässt Buch Graf Dracula als
Unesco-Botschafter in Paris auferstehen, und am Ende führt er uns
nach Kolumbien, in die Hafenstadt Cartagena, wo wir Nobelpreisträger
Gabriel García Márquez begegnen. Neben der Weltliteratur geht es in
der Erzählung am Rande auch oft um Fragen der Religion, gewürzt
gelegentlich mit den etwas derben sexuellen Phantasien des Autors.
Wer noch nie in Haiti war und Buch nicht kennt, mag auf dieser
Zeitreise manchmal etwas ins Schleudern geraten. «Es ist ein Buch, in
dem persönliche Obzessionen und literarische Vorlieben zu einem sehr
persönlichen Gebilde zusammenfließen und das die großen Themen Haiti,

Tod und Literatur umfasst», sagt Buch der Deutschen Presse-Agentur.

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