Experte: «Dengue ist weltweit auf dem Vormarsch» Gespräch: Sophia Weimer, dpa
Wegen der Gelenkschmerzen, die es verursacht, wird Dengue auch
breakbone fever genannt. Das «Knochenbrecher-Fieber» soll nun in
Griechenland aufgetaucht sein. Wie ist die Situation in Deutschland?
Berlin (dpa) - In Deutschland gibt es jedes Jahr hunderte
importierte Dengue-Fälle. Anders als bei dem Verdachtsfall in
Griechenland werden diese aus zumeist tropischen Ländern
eingeschleppt. Doch das könnte sich bald ändern, sagte der Leiter der
Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in
Hamburg, Jonas Schmidt-Chanasit, im Gespräch mit der
Nachrichtenagentur dpa.
In Griechenland hat sich wahrscheinlich erstmals seit etwa 85 Jahren
jemand in seiner Heimat mit Dengue-Fieber infiziert. Besteht diese
Gefahr auch in Deutschland?
Schmidt-Chanasit: «Bislang gab es nur importierte Infektionen, die
Urlauber aus den Reiseländern mitgebracht hatten. Bis zum 5.
September waren das in diesem Jahr 262 gemeldete Fälle. Es werden
wohl auf jeden Fall mehr als im letzten Jahr, der bisherige
Höchststand war 2010 - da hatten wir 595 importierte Fälle. Da manche
Menschen gar nicht bemerken, dass sie infiziert sind, kann die
Dunkelziffer aber bis zu zehnmal höher sein.
Das Dengue-Virus wird von der Asiatischen Tigermücke auf den Menschen
übertragen. Die haben wir im vergangenen Jahr und auch dieses Jahr
schon in Deutschland nachgewiesen, nämlich in Bayern und
Baden-Württemberg. Sollte die Asiatische Tigermücke aber in
Deutschland ansässig werden, wäre das ein sehr großes Problem, denn
sie überträgt nicht nur potenziell das Dengue-Virus, sondern auch
eine Reihe anderer tropischer Viren.»
Und wie ist die Entwicklung weltweit?
Schmidt-Chanasit: «Dengue ist weltweit ganz stark auf dem Vormarsch -
was die Ausbreitung betrifft, aber auch die Fallzahlen. Wir haben
jährlich ungefähr 50 Millionen bis 100 Millionen Infektionen, von
denen verlaufen 500 000 schwer. Dengue verursacht in der schwersten
Verlaufsform Blutungen. Das kann tödlich enden. 2009 ist eine junge
Reiserückkehrerin aus Ecuador in Deutschland an Dengue verstorben.
Das war der erste Dengue-Todesfall in Deutschland. Wenn eine
Infektion nicht frühzeitig und richtig behandelt wird, können die
Patienten daran sterben.»
Warum ist es so schwer die Verbreitung zu bekämpfen?
Schmidt-Chanasit: «Das Virus verbreitet sich in der
Mücken-Population, weil es über die Eier weitergegeben wird. Das ist
der Unterschied zum Malaria-Parasit - dort muss immer eine Mücke
einen infizierten Menschen stechen, um es weiter übertragen zu
können. Beim Dengue-Virus ist das nicht notwendig: Wenn das einmal in
die Mückenpopulation eingebracht wurde, dann bekommt man es so
schnell nicht mehr heraus.»
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