Eine Herzensangelegenheit: Afghanische Kinder zur OP in Hamburg Von Nathalie Schnabel, dpa
Sie sind klein und ihr Herz schwach: Sieben afghanische Kinder sind
mit dem Projekt «Herzbrücke» nach Hamburg gebracht worden, um eine
lebensrettende Operation zu erhalten. Vor ihrer Heimkehr schnuppern
sie noch Seeluft.
Hamburg/Tönning (dpa) - Sieben kleine Gestalten stehen am Bug des
Schiffes, der Wind umweht ihre Gesichter, ihr Lachen erfüllt die
Luft. Fröhlich toben sie auf dem Deck umher. Nach fast drei Monaten
in Hamburg merkt man den sieben afghanischen Kindern nicht an,
welchen Leidensweg sie hinter sich haben: Alle sind mit angeborenen
Herzleiden nach Deutschland gekommen und kämpften ums Überleben.
In Hamburg wurden sie von einem Ärzte-Team im
Albertinen-Krankenhaus und im Universitätsklinikum Eppendorf
operiert. Anschließend konnten sie sich in Gastfamilien erholen -
alles finanziert aus Spenden. Bei diesen Kindern ging alles gut. Kurz
vor der Heimreise sind sie nun vom schleswig-holsteinischen Tönning
zu einer gemeinsamen Kutterfahrt aufgebrochen. Die kleinen Patienten
sollen Erinnerungen an schöne Erlebnisse mitnehmen - viele haben noch
nie das Meer gesehen.
Es plätschert auf dem Deck, doch die sieben Kinder im Alter
zwischen 6 und 13 Jahren stehen draußen. «Regen», freut sich der
Älteste unter ihnen. Er heißt Samiullah und liebt das Grün hier im
Norden, die reichhaltige Vegetation - und ja, sogar den Regen.
Zuhause in Afghanistan gibt es den so gut wie nie.
Seit 2005 operiert Friedrich-Christian Rieß, Chefarzt der
Herzchirurgie im Albertinen-Krankenhaus, schwer kranke Kinder aus
Afghanistan. Insgesamt 92 kleine Patienten im Alter zwischen 6 und 16
Jahren flogen die Ärzte bisher nach Hamburg ein, unterstützt von der
Albertinen-Stiftung im Rahmen des Projekts «Herzbrücke». Um die
meisten Fälle kümmerte sich Rieß persönlich. «Das sind alles Kind
er,
die keine richtige Überlebenschance in Afghanistan haben», sagt der
Chirurg. In Afghanistan haben die Familien oft nicht das Geld für die
Behandlung, und vielen Krankenhäusern fehle es an der Ausstattung.
Für den Chirurgen - wie für alle Mitarbeiter und Gastfamilien -
ist es eine Herzensangelegenheit. «Es ist eine wunderschöne Aufgabe»,
erzählt er. «Wie schön das ist, sieht man, wenn man nach der
Operation in die glücklichen Augen der Kinder guckt.»
Familie Eichholz aus Hamburg hat bereits zum zweiten Mal ein Kind
aufgenommen: Die kleine Shila, eine aufgeweckte Sechsjährige, die so
wild über das Schiff tobt, dass die Ausmaße ihrer Erkrankung nicht
mehr zu spüren sind. Nur eine fingerlange Narbe über ihren schmalen
Oberkörper verrät noch ihre Leidensgeschichte.
Für die afghanische Familie Taher ist der zehnjährige Entizar das
vierte Gastkind. Der Junge war dieses Mal einer von den schwierigen
Fällen: Er lief blau an, musste sich hinknien, wenn er nur kurze
Strecken ging, und bekam keine Luft. «Jetzt nach der Operation ist
er, Gott sei Dank, den ganzen Tag am Laufen und Radfahren», ist
Gastmutter Khateol froh.
Für das «Herzbrücke»-Team ist das Ergebnis ein großer Erfolg.
Von
den 92 behandelten Kindern seit 2005 konnte nur eines nicht gerettet
werden. 91 kleine Patienten verdanken dem Projekt ihr Leben.
Für die sieben geheilten Kinder auf Kutterfahrt soll es am 13.
August wieder in Richtung Heimat gehen. An Deck unterhalten sie sich
über eines ihrer Lieblingsthemen: Essen. Alle waren vorher
unterernährt und haben inzwischen durchschnittlich rund sieben
Kilogramm zugenommen. «Eis. Erdbeer und Schokolade», kann die
elfjährige Basira schon auf Deutsch sagen. Und - auf ihrem Gesicht
breitet sich ein großes Lächeln aus - «Frikadelle».
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.